“Tatort”-Star wird 60
Harald Krassnitzer (60, “Die Dickköpfe”) schlüpft seit 1999 regelmäßig für den Wien-“Tatort” in die Rolle des Kommissars Moritz Eisner. Seit 2011 steht ihm Schauspielerin Adele Neuhauser (61) alias Bibi Fellner im Austrokrimi zur Seite. Bevor er sich in die Herzen der “Tatort”-Fans spielte, eroberte Krassnitzer bereits als Dr. Justus Hallstein in der belieben ZDF-Serie “Der Bergdoktor” die Zuschauer.
Am heutigen Donnerstag (10. September) feiert der österreichische Schauspieler nun seinen 60. Geburtstag. Wie der in Grödig im Salzburger Land geborene Künstler seinen Ehrentag verbringt und ob er schon über den Ruhestand nachdenkt, verriet Krassnitzer vorab im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Harald Krassnitzer: Ja, ich habe etwas geplant – nämlich nichts. Ich habe meinen Geburtstag noch nie gefeiert. Ich bin darin sehr schlecht, genauso wie im Weihnachten feiern. Mich haben diese Termine immer mehr irritiert, weil sie mit Widersprüchlichkeiten behaftet sind. Zu Weihnachten trifft man immer spannungsgeladene Menschen, die gerade im Wettrennen um das beste Geschenk total fertig am 24. Dezember zusammensitzen, um endlich einen Moment Ruhe zu finden. Was meistens eh nicht gelingt, weil sie immer noch so angespannt sind.
Außerdem ist das mit der Erwartungshaltung so eine Sache. Es geht meistens schief, weil jeder eine andere Vorstellung hat. Bei Geburtstagen ist das ähnlich. Ich habe immer das Gefühl, dass ich andere Menschen dazu nötige, dass sie sich mit mir freuen. Oder etwas mit mir teilen müssen. Und diese Nötigung ist mir sehr unangenehm. Ich freue mich natürlich trotzdem, wenn ich Nachrichten bekomme.
Krassnitzer: Ich kann einfach wenig damit anfangen. Deshalb habe ich dieses Jahr beschlossen, obwohl es ein runder Geburtstag ist, nichts zu machen. Ich habe auch jeden ausdrücklich darauf hingewiesen, keine Überraschungsparty für mich zu planen. Ich bin froh, wenn ich an diesem Tag meine Ruhe habe.
Zusammen mit meiner Frau werde ich mir einen schönen Tag machen. Je normaler der abläuft, desto besser. Wenn sie in der Früh kommt und sagt: “Du hast die Kaffeemaschine noch nicht eingeschaltet.” Oder “Kannst du bitte die Spülmaschine ausräumen?” – Dann wäre es für mich das schönste Geburtstagsgeschenk. Denn es würde Normalität ausdrücken und das ist etwas, was ich mir am meisten wünsche.
Krassnitzer: Die Geburtstage anderer zu feiern, ist viel besser. Dann kann man sich darüber Gedanken machen, mit was man dem anderen eine Freude bereiten kann. Und ihm dadurch signalisieren, dass man ihn wirklich kennt und man es schätzt, dass er da ist. Das finde ich persönlich viel spannender und schöner.
Krassnitzer: Nein, ehrlich gesagt nicht. Die Liste ist zwar lang, aber ich habe kein konkretes Ziel wie zum Beispiel bei einer Neuauflage von “Game of Thrones” mitspielen zu wollen oder sowas. Ich habe eine ganz andere Zielsetzung, die ich aber nicht verraten kann. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass jeder ein paar Geheimnisse haben sollte – Wünsche oder Sehnsüchte. So fließt eine schöne Energie. Außerdem führt es dazu, dass man tatsächlich das ein oder andere umsetzt.
Je mehr man allerdings über diese Wünsche spricht, desto weniger finden sie statt, weil sie einfach an Energie verlieren. Es ist wie mit einer Luftmatratze. Wenn man den Stöpsel aufmacht, entweicht die Luft und irgendwann ist die Luftmatratze leer. Und genau deshalb halte ich meine Luftmatratze sehr dicht.
Krassnitzer: Ein Autor, den ich sehr schätze, hat letztens einen sehr passenden Satz gesagt: “An einem kalten Herbsttag die Sonne aufgehen sehen und für Sekunden das Gefühl haben, es ist Sommer.” Auf diesen lauwarmen Windstoß zu warten – das ist eines meiner Vorhaben. Dieser Moment, wenn du denkst, dass es kalt wird, aber dann kommt ein Windhauch um die Ecke, der dir den Sommer vorgaukelt. Obwohl du weißt, es steht der Winter vor der Tür. Das sind eher die Dinge, die bei mir auf der Liste stehen.
Krassnitzer: Nein. Dazu bin ich viel zu neugierig. Ich glaube auch nicht, dass es momentan so etwas wie einen Ruhestand geben kann. Wenn man weiß, dass man den Großteil seines Lebens sehr gut gelebt hat und es jetzt eigentlich an unserer Generation liegt, dieses gute Leben auch der nächsten Generation zu ermöglichen. Und nicht nur einen riesigen Scherbenhaufen auf der Welt zu hinterlassen. Deshalb sollte man etwas dazu beitragen, damit auch die jungen Menschen eine Perspektive und eine Zukunft haben.
Insofern sehe ich so etwas wie Ruhestand noch gar nicht. Ich habe keine Briefmarkensammlung oder sonst irgendeine Sammlung, die in Ordnung gebracht werden muss. Deshalb stellt sich mir die Frage auch nicht. Und nur auf Golfplätzen rumhängen und bei Freunden einen Wein trinken – das wäre mir zu wenig.