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Handwerk will Jobaufnahme für Flüchtlinge ohne Sprachtests und Integrationskurse

Angesichts des Fachkräftemangels fordert das Handwerk eine schnellere und unbürokratische Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. "Ein Unternehmer sollte selbst entscheiden, wen er in seinem Betrieb beschäftigen kann", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag. "Das sollte ohne Sprachtests und Integrationskurse möglich sein."

"Wir müssen da viel pragmatischer werden", forderte Dittrich. "Wenn jemand arbeitet, lernt er die Sprache möglicherweise viel schneller – und integriert sich viel leichter." 

Geflüchtete können in Deutschland prinzipiell nach drei Monaten eine Beschäftigung aufnehmen. "Allerdings ist das mit zu vielen Ausnahmen versehen und sollte dringend überarbeitet werden", sagte Dittrich. "Die zuständigen Behörden sind mehr denn je aufgefordert, hier ihren Ermessensspielraum ausbildungs- und beschäftigungsfreundlich auszulegen." 

Am Freitag hatte sich bereits der Deutsche Städte- und Gemeindebund für die Möglichkeit einer sofortigen Arbeitsaufnahme für Geflüchtete mit Bleibeperspektive ausgesprochen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich offen. In vielen Fällen sei die Arbeitsaufnahme schon möglich, sagte er am Freitag dem SWR. "Aber da geht noch mehr."

"Wir brauchen endlich eine vollständige Abschaffung der vielfach noch bestehenden Arbeitsverbote für Geflüchtete", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katharina Dröge, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Das ist sinnvoll und kurzfristig umsetzbar."

Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, forderte die Bundesländer auf, die Voraussetzungen für eine beschleunigte Arbeitsaufnahme zu schaffen. Er erwarte spätestens bis zum nächsten Migrationsgipfel von Kanzler Scholz mit den Länderregierungschefs Anfang November "ein Konzept, wie die Ausländerbehörden künftig Arbeitserlaubnisse digital und unbürokratisch erteilen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Auch die Anerkennung von Berufsabschlüssen sei "ein Horrorthema. Großunternehmen bekommen das vielleicht noch hin, aber der Malermeister mit fünf Gesellen ist damit komplett überfordert".

Auch der Logistikkonzern DHL, der schon jetzt viele Flüchtlinge beschäftigt, verlangte Erleichterungen. "Für eine frühzeitige Integration in den Arbeitsmarkt wäre es aus unserer Sicht förderlich, die Arbeitsverbotsdauer zu minimieren", sagte eine Sprecherin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Außerdem sollten "Inhaber von Führerscheinen aus Drittstaaten ihre Fahrerlaubnis einfacher umschreiben können, wenn dieser den europäischen Anforderungen entspricht".

Nach Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind 54 Prozent der Geflüchteten mit einer Aufenthaltsdauer von sechs Jahren erwerbstätig. Davon arbeiten zwei Drittel in Vollzeit und 70 Prozent üben eine qualifizierte Berufstätigkeit aus.

mt/cp