Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat erstmals ein Video einer aus Israel verschleppten Geisel veröffentlicht, die darin um ihre Freilassung bittet. Die am Arm verletzte junge Frau namens Mia Shem sagt darin auf Hebräisch, dass sie aus dem Zentrum Israels stamme und im Gazastreifen festgehalten werde. Sie bittet um ihre Freilassung. Zudem sagt die Israelin, die auch die französische Staatsbürgerschaft hat, dass sie gut behandelt werde. Im Untertitel heißt es, die Frau sei am ersten Tag des Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober entführt worden.
Die Mutter der jungen Frau rief am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv mit emotionalen Worten zur Freilassung ihrer Tochter auf. "Ich flehe die ganze Welt an, dass ich mein Kind zurückbekomme", sagte sie. Ihre Tochter sei operiert worden und brauche medizinische Hilfe. "Sie sieht völlig verstört aus. Sie spricht nach, was man ihr vorsagt. Ich mache mir große Sorgen um sie", sagte Keren Shem. "Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wir müssen alle gemeinsam diesen Terror beenden", fügte die Mutter hinzu.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete es mit Blick auf das am Montagabend veröffentlichte Hamas-Video als eine "Schande, unschuldige Menschen als Geiseln zu nehmen und auf so abscheuliche Weise vorzuführen". Er fordere ihre bedingungslose Freilassung, hieß es am Dienstag im Elysée.
Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna hatte sich bei ihrem Israel-Besuch am Sonntag mit Angehörigen von Opfern und Geiseln getroffen, unter ihnen auch die Familie der jungen Frau. "Frankreich ist voll mobilisiert und arbeitet mit seinen Partnern zusammen, um die von der Hamas festgehaltenen französischen Geiseln zu befreien", teilte der Elysée mit.
Die Palästinenserorganisation Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und hält seitdem nach israelischen Angaben 199 Geiseln in ihrer Gewalt. Der militärische Arm der Hamas sprach am Montag von "200 bis 250" Geiseln.
Unterdessen stieg die Zahl der französischen Opfer in Nahost auf 20. Eine seit zehn Tagen vermisste Frau sei identifiziert worden, sie hinterlasse ein sechs Monate altes Baby und ihren Ehemann, teilt die Dachorganisation jüdischer Verbände in Paris mit. Das französische Außenministerium bestätigte dies zunächst nicht.
In Israel wurden nach Angaben der dortigen Behörden mehr als 1400 Menschen durch den Hamas-Angriff getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Die Zahl der Todesopfer durch israelische Angriffe im Gazastreifen stieg nach palästinensischen Angaben auf inzwischen etwa 2750.
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