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Hamas-Chef: Abkommen zu Waffenruhe mit Israel in greifbarer Nähe

Nach Angaben des Hamas-Chefs Ismail Hanijeh ist ein Abkommen für eine Waffenruhe mit Israel in Sicht. "Wir stehen kurz vor einem Abkommen für eine Waffenruhe mit Israel", erklärte Hanijeh am Dienstag laut einer von seinem Büro an die Nachrichtenagentur AFP übermittelten Erklärung. Das von der radikalislamischen Palästinenserprganisation kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen gab indes die Evakuierung von rund 200 Patienten aus dem angegriffenen indonesischen Krankenhaus in Dschabalija bekannt. 

Die Hamas habe "den Brüdern in Katar und den Vermittlern ihre Antworten geliefert" erklärte der Hamas-Chef im Onlinedienst Telegram und verkündete auch dort, dass ein Waffenstillstandsabkommen mit Israel kurz bevor stehe. Die Angaben wurden bislang von Israel nicht bestätigt.

Anonyme Quellen der Hamas und des Islamischen Dschihad - einer militanten Palästinensergruppe, die ebenfalls an den Angriffen vom 7. Oktober beteiligt war - bestätigten gegenüber AFP, dass sie den Bedingungen eines Waffenstillstandsabkommens zugestimmt hätten. Das vorläufige Abkommen sieht demnach eine fünftägige Waffenruhe vor, die ein Aussetzen der Kämpfe am Boden und eine Einschränkung der israelischen Angriffe aus der Luft auf den südlichen Gazastreifen beinhalten. 

Im Gegenzug sollen zwischen 50 und 100 der von der Hamas festgehaltenen Geiseln freigelassen werden, darunter israelische Bürger und andere Nationalitäten - allerdings keine Armeeangehörigen. Außerdem würden 300 Palästinenser, darunter Frauen und Kinder, aus israelischen Gefängnissen entlassen.

Der Ankündigung der Hamas vorausgegangen war ein Treffen Hanijehs mit der Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, und katarischen Behörden in Katar. Ziel sei es gewesen, "humanitäre Fragen im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt in Israel und Gaza voranzutreiben", erklärte das IKRK in Genf. 

Katar nimmt bei der Vermittlung zwischen Israel und der Hamas zur Freilassung von Geiseln, die von der radikalislamischen Palästinenserorganisation bei ihrem Überfall auf Israel Anfang Oktober verschleppt worden waren, eine Schlüsselrolle ein. Die Regierung des Golfemirats hatte am Sonntag erklärt, bei den Verhandlungen seien nur noch "geringfügige" Hindernisse zu überwinden. Am Montag erklärte dann auch US-Präsident Joe Biden, er glaube, dass eine Einigung zu einer Freilassung der Geiseln in greifbare Nähe gerückt sei.

Auch die Evakuierung aus dem indonesischen Krankenhaus in Dschabalija im Norden des Gazastreifens sei mithilfe das IKRK erfolgt, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Hamas gegenüber AFP erklärte. Die Evakuierten seien mit Bussen in das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens gebracht worden, hieß es. Ein AFP-Reporter in der Stadt sah zwei Busse, die am Nasser-Krankenhaus in Begleitung des Roten Kreuzes ankamen.

Den Hamas-Angaben zufolge befinden sich noch 400 Patienten in der indonesischen Klinik. Es werde mit dem IKRK an deren Evakuierung gearbeitet, sagte der Sprecher weiter. Zudem befänden sich rund 2000 Vertriebene in der Klinik und um sie herum. Die israelische Armee belagere das Krankenhaus.

Zuvor am Montag hatte das Hamas-Gesundheitsministerium mitgeteilt, bei einem israelischen Angriff auf das indonesische Krankenhaus seien "mindestens zwölf" Menschen getötet worden, darunter Patienten.

Am 7. Oktober hatten hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas Israel überfallen und dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion darauf begann Israel mit massiven Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen, später rückten auch Bodentruppen in das Palästinensergebiet ein. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn der israelischen Angriffe vor rund sechs Wochen rund 13.300 Menschen im Gazastreifen getötet.

kbh/kas