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Halbbruder von Jordaniens König wird Untergrabung der Sicherheit vorgeworfen

Ex-Kronprinz dementiert Beteiligung an Komplott - Mehr als ein dutzend Festnahmen

Die jordanische Regierung hat nach eigenen Angaben ein Komplott zur "Destabilisierung" des Königreichs vereitelt, an dem auch der Halbbruder des Königs, Hamsa bin Hussein, beteiligt gewesen sein soll. Hamsa und weitere Verdächtige hätten mit ausländischen Kräften zusammengearbeitet, um Jordaniens "Sicherheit zu untergraben", sagte der stellvertretende Regierungschef Ayman Safadi am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Amman. Mindestens 16 Verdächtige seien festgenommen worden, Hamsa steht unter Hausarrest.

Der frühere Kronprinz Hamsa dementierte am Samstag in einem von der BBC veröffentlichten Video, in eine Verschwörung verwickelt zu sein. Er sei kein Teil eines Komplotts, betonte Hamsa. Zugleich unterstrich er, "nicht verantwortlich" zu sein "für den Zusammenbruch der Regierungsführung, die Korruption und für die Inkompetenz" in der Führung des Landes.

Es sei nicht mehr möglich, eine Meinung zu äußern oder die Behörden zu kritisieren, "ohne eingeschüchtert, belästigt oder bedroht" zu werden, beklagte Hamsa. Die jordanischen Behörden seien der Ansicht, dass "ihre persönlichen und finanziellen Interessen und ihre Korruption wichtiger sind als das Leben, die Würde und die Zukunft der zehn Millionen Menschen, die hier leben". Das Land sei "in Korruption, Vetternwirtschaft und Misswirtschaft versunken".

Jordaniens Generalstabschef Jussef Huneiti dementierte, dass Hamsa festgenommen worden sei. Entsprechende Berichte seien "nicht wahr", erklärte er. Hamsa sei aber aufgefordert worden, "Aktivitäten zu unterlassen, die genutzt werden könnten, um der Stabilität und der Sicherheit des Königreichs zu schaden".

Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Petra waren unter den Festgenommenen zwei ranghohe Persönlichkeiten aus dem Umfeld des Königshauses: Ex-Finanzminister Bassem Awadallah, früher ein enger Vertrauter des Königs, sowie Scherif Hassan ben Said.

Vize-Regierungschef Safadi erklärte, neben Awadallah und ben Said seien 14 bis 16 weitere Verdächtige festgenommen worden. Den Sicherheitsbehörden zufolge hätten sie "Kontakte zu ausländischen Vertretern" gehabt, die darauf abzielten, "die Sicherheit Jordaniens zu destabilisieren", sagte Safadi. Die Sicherheitsdienste hätten König Abdullah II. empfohlen, sie vor das Staatssicherheitsgericht zu stellen.

Hamsas Mutter, Königin Nur, bezeichnete ihren Sohn und die weiteren Festgenommenen am Sonntag als "Opfer einer boshaften Verleumdung". Sie bete dafür, dass "Wahrheit und Gerechtigkeit obsiegen", schrieb sie bei Twitter.

König Abdullah II., der den Thron 1999 nach dem Tod seines Vaters König Hussein bestiegen hatte, hatte Hamsa zunächst entsprechend dem Wunsch seines Vaters zum Kronprinzen gemacht. 2004 widerrief er dies jedoch und verlieh seinem eigenen Sohn Hussein diesen Titel.

Die US-Zeitung "Washington Post" hatte als Erste über Ermittlungen zu einem Komplott berichtet, das offenbar auf den Sturz des Königs abzielte. Palastvertreter hätten die Verschwörung als "komplex und weitreichend" beschrieben, berichtete die Zeitung unter Berufung auf hochrangige Geheimdienstvertreter aus dem Nahen Osten. An ihr seien mindestens ein weiteres Mitglied des jordanischen Königshauses sowie Stammesführer und Vertreter der Sicherheitsbehörden beteiligt gewesen.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate betonten ihre volle Unterstützung für König Abdullah II. und Kronprinz Hussein. Solidarisch mit der Führung in Amman äußerten sich auch der Golfkooperationsrat und die Arabische Liga.

Auch der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, versicherte Abdullah die "volle Unterstützung" seines Landes. Der Monarch sei "ein wichtiger Partner der Vereinigten Staaten". Washington verfolge die Geschehnisse in Jordanien weiterhin "genau".

Die Festnahmen erfolgten nur wenige Tage vor der 100-Jahr-Feier des Königreichs. Am 11. April 1921 hatte der damalige König Abdullah seine erste Regierung gebildet.

by KHALIL MAZRAAWI