Ist das das Ende der norwegischen Royals?! Erst Schlagzeilen um Prinzessin Märtha Louise und ihren Schamanen, dann Drogen- und Gewaltskandale um Marius – und nun liegt ein Antrag im Parlament vor, der die Monarchie in Norwegen abschaffen will. Wird es wirklich dazu kommen?
Frode Jacobsen, Mitglied des norwegischen Parlaments, sitzt auf seinem Platz vor einer Abstimmungsmaschine mit zwei Knöpfen: Grün für "dafür“, Rot für "dagegen“. Die sozialistische Linkspartei will zur Abstimmung stellen, ob Norwegen die Monarchie aufgeben soll. Würde der Antrag angenommen, müsste die Königsfamilie ihr Schloss in Oslo verlassen, und König Harald sowie Kronprinz Haakon wären keine amtierenden Royals mehr.
Frode Jacobsen ist skeptisch: "Es gibt derzeit dringlichere Probleme, wie die hohen Energiekosten, Zinsen und Preise. Die Frage nach der Monarchie ist für die Norweger nicht so wichtig.“ Doch nicht jeder teilt diese Meinung. Jüngste Umfragen des norwegischen Fernsehens zeigen, dass die Unterstützung für die Monarchie auf 62 Prozent gesunken ist – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den 81 Prozent im Jahr 2017 und 73 Prozent im Mai dieses Jahres. Ein Grund dafür könnten die Skandale innerhalb der Königsfamilie sein: Marius, der Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit, sorgt mit Alkohol- und Kokainbeichten sowie Gewaltvorwürfen für Schlagzeilen, während Prinzessin Märtha Louise ihre Hochzeit mit einem Schamanen an Netflix verkauft hat.
Das norwegische Parlament bewilligt der Königsfamilie jährlich fast 30 Millionen Euro. Im Gegenzug erwarten die Bürger von den Royals ein vorbildliches Verhalten, das durch Öffentlichkeit, Bescheidenheit und Nahbarkeit gekennzeichnet ist. Doch Historiker Trond Noren Isaksen erklärt, dass die Königsfamilie aktuell nur wenig sichtbar ist, da mehrere Mitglieder alt oder krank sind. Die negativen Schlagzeilen dominieren und die gute Arbeit, die das Königshaus auch leistet, gerät in den Hintergrund.
Für die Sozialistische Linkspartei geht es bei der Abschaffung der Monarchie nicht um die einzelnen Personen, sondern um grundsätzliche Werte. Andreas Sjalb Unneland erklärt: "Wir wollen Macht und Reichtum in der Gesellschaft ausgleichen und sind der Meinung, dass die höchsten Positionen in Norwegen unsere demokratischen Werte widerspiegeln sollten.“ Zuletzt durften die Norweger im Jahr 1905 direkt über die Monarchie abstimmen. Jacobsen betont, dass alle vier Jahre über den Vorschlag zur Abschaffung der Monarchie im Parlament abgestimmt wird, und die Wähler die Möglichkeit haben, Parteien zu wählen, die dies unterstützen. "Das ist aus meiner Sicht demokratisch ausreichend,“ so Jacobsen.
Über den aktuellen Antrag wird jedoch erst 2025 abgestimmt. Bis dahin wird die Königsfamilie noch mindestens ein weiteres Weihnachtsfest im Schloss feiern – und vermutlich noch viele mehr. Denn eine Zweidrittelmehrheit für die Abschaffung der Monarchie ist trotz der Kritik nicht in Sicht.