Gut fünf Monate nach dem Tod von Diego Maradona haben Gutachter dem Ärzteteam der argentinischen Fußball-Legende schwere Versäumnisse zur Last gelegt. Die Behandlung des 60-Jährigen nach seiner Gehirn-OP sei "mangelhaft und leichtsinnig" gewesen, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht von 20 Experten, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft die Todesumstände des Nationalhelden untersucht hatten.
Maradona sei vor seinem Tod für eine "längere und qualvolle Zeit" seinem "Schicksal" überlassen worden. Der Sterbeprozess habe "mindestens zwölf Stunden" vor der Feststellung seines Todes begonnen, erklärten die Experten in ihrem 70-seitigen Bericht.
Maradona war am 3. November wegen eines Blutgerinnsels am Gehirn operiert worden und am 25. November im Alter von 60 Jahren an Herzversagen gestorben. Laut Autopsie hatte er unter Leber-, Nieren- und Herz-Kreislauf-Problemen gelitten. Spuren von Alkohol oder Drogen wurden nicht gefunden.
Maradonas Töchter kritisieren die Art und Weise, wie ihr Vater nach seiner Gehirn-OP in seiner Residenz behandelt wurde. Die argentinische Justiz ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen den Neurochirurgen Leopoldo Luque, die Psychiaterin Agustina Cosachov, den Psychologen Carlos Díaz und mehrere Pflegekräfte.
Das Expertengremium kam zu dem Schluss, dass Maradonas Überlebenschancen bei einer fachgerechten Behandlung in einer Klinik besser gewesen wären. Die Gutachter kritisierten, dass dem Ex-Fußballer, der nicht in Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen sei, die Entscheidung darüber überlassen wurde, wo er nach der Gehirn-OP gepflegt werden sollte.
Maradona gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten, sein Tod sorgte weltweit für Bestürzung. Das Leben des früheren Weltmeisters war nach seiner aktiven Karriere von vielen Aufs und Abs sowie von Drogen- und Alkoholabhängigkeit geprägt; Maradona hatte immer wieder mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. So erlitt er zwei Herzinfarkte, erkrankte an Hepatitis und ließ sich wegen Übergewichts einen Magen-Bypass legen.
by Juan Ignacio RONCORONI