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Guido Maria Kretschmer über neue Show: “Das habe ich noch nie erlebt”

“Showtime of my Life” bei VOX

In “Showtime of my Life – Stars gegen Krebs” bei VOX (1. und 2. Februar, je um 20:15 Uhr oder via TVNow) lassen 16 Prominente die Hüllen fallen. Ziel der Show ist es, auf Krebsvorsorge aufmerksam zu machen. Die Botschaft: Wer sich auszieht, kann sein Leben retten. Moderiert werden beide Folgen von Designer Guido Maria Kretschmer (55). Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät er, warum ihm das Thema Krebs so am Herzen liegt und wie es für ihn war, als sich Prominente vor ihm nackt gemacht haben.

Guido Maria Kretschmer: Man muss sich die Zahlen nur anschauen. Ich arbeite schon mein ganzes Leben mit Frauen zusammen und weiß, dass jede achte Frau in ihrem Leben die Diagnose Brustkrebs bekommt. Da lag es für mich auf der Hand, mich einzusetzen. Ich habe vielen Frauen in dieser schweren Zeit beigestanden und war als Designer textil dabei, wenn sie ihre Brüste verloren haben oder das Frausein verloren ging. Ich habe gelernt, dass Prävention das Allerwichtigste ist. Viele Frauen haben immer noch Angst, sich vor ihrem Arzt auszuziehen. Durch die Arbeit mit der DKMS LIFE sehe ich immer die Frauen, bei denen es schon passiert ist. Da denke ich: Geht zur Vorsorge, tastet euch ab! Und das ist die Message unserer Show. Dass ich das so vermitteln kann und auch noch Prominente mitmachen – besser hätte es gar nicht sein können.

Kretschmer: Es ist etwas, was es noch nie im deutschen Fernsehen gegeben hat. Da sind Prominente, die eigentlich niemals auf die Idee kommen würden, sich auf einer Bühne auszuziehen. Aber sie waren alle selbst oder indirekt von Krebs betroffen, auch wenn man das teilweise davor gar nicht wusste. Das eint uns alle: Wenn wir uns umschauen, hat fast jeder Betroffene in seiner Familie, bei Freunden, Partnern oder Kollegen. Krebs rutscht ganz nah an Menschen heran. Und das ist, was Zuschauer in der Show erleben: Eine sehr große Offenheit. Man hört, was man sonst nie hören würde und sieht, was man normalerweise nie sehen würde.

Kretschmer: Für mich war es ein wenig befremdlich an manchen Punkten. Ich war bei einer Aufgabe dabei, als sich die Männer das erste Mal nackt machen mussten bei einem Aktzeichner. Ich saß auf einem Barhocker und die Männer zogen sich aus und lagen neben mir, während ich mit ihnen über ihre Geschichten gesprochen habe. Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Das habe ich noch nie erlebt. Aber für sie war es völlig normal. Sie haben gesagt: Wenn Guido da ist, dann geht das. Das war wirklich erstaunlich.

Kretschmer: Ja, auf jeden Fall. Das war für mich beispielsweise das Frauenshooting, bei dem sich unsere weiblichen Kandidaten zum ersten Mal ausziehen sollten. Ich war wirklich sehr erstaunt, dass Menschen, die so schön und jung sind, plötzlich so unsicher waren. Wenn ich so einen Körper hätte, hätte ich nur eine Sekunde überlegt und dann gesagt: Heute ist die Zeit, mich auszuziehen! Aber es gab auch Momente, in denen unsere Prominenten nicht nur die wortwörtlichen Hüllen fallen ließen und ganz privat und emotional wurden. Das war für mich neu und das habe ich sehr wertgeschätzt. Ich glaube, dass so ein Format ganz viel aus Menschen herauslockt und ich bin sehr stolz auf alle Beteiligten.

Kretschmer: Indem ich auf dem Weg und den Vorsorgeuntersuchungen immer dabei war. Wir hatten zum Beispiel einen Kandidaten, dem schon beim Gedanken daran sich auszuziehen ganz unwohl wurde. Ich habe ihn dann gefragt, was er an seinem Körper mag und er meinte: “Gar nichts!” Das war bei manchen ein richtiger Aufbau. Ich habe versucht, sie aufzumuntern, mutig zu sein und das Thema immer wieder in den richtigen Kontext zu stellen: Bitte vergesst nicht, es geht darum, dass ihr die Menschen erreicht!

Wir waren eine gute, eingeschworene Gruppe und es war erstaunlich zu sehen, mit was für einer Nähe das dann irgendwann funktioniert hat. Zum Schluss haben mich alle gedrückt und geküsst, obwohl sie es ja waren, die auf der Bühne aufgetreten sind. Für sie war das ein Wir-Gefühl. Das war für mich sehr schön. Ich war letztlich der Host, aber auch ein bisschen die Mutti und der Vati. 16 Kinder und alle mit unterschiedlichen Problemen – eine richtige Großfamilie eben (lacht).

Kretschmer: Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, es geht hier – wie bei “Shopping Queen” – um Humor, aber auch um Tiefgang. Es ist die Mischung – wie im Leben. Ich fand es sehr schön, dass man für die Show sofort an mich gedacht hat und dass auch die Prominenten später gesagt haben: “Ach Guido, wenn du das nicht gemacht hättest, hätte ich es nicht gemacht.” Das war ganz rührend. Daran habe ich gemerkt, dass ihnen auch wichtig war, dass es ein anständiges und seriöses Format ist. Dafür stehe ich ja auch: Ich bin herzenswarm und da weiß man, man wird nicht vorgeführt.

Kretschmer: Auf jeden Fall. Gerade bei der Männergruppe: Männern wird oft vorgeworfen, dass sie ungern zum Arzt gehen und dass sie ihre Gesundheit etwas schleifen lassen. Das habe ich hier anders erlebt. Was ich gelernt habe, ist, dass man Männern eine Plattform schaffen muss. Als junge Frau kommt irgendwann der Punkt, wo man vom Kinderarzt zum Frauenarzt wechselt. Das macht aber kein Mann. Denn für ihn gibt es keinen Arzt außer den Urologen. Viele gehen erst dann, wenn es zu spät ist. Tumorerkrankungen sind die bösartigsten Erkrankungen bei Männern. Jeder 140. erkrankt an Hodenkrebs und kriegt es oft gar nicht mit.

Es ist wichtig, dass man nicht vergisst, dass Krebs auch weiterläuft, während wir Corona bekämpfen. Wir müssen eine Generation von jungen Männern bekommen, die lernen, dass sie auch die Möglichkeit auf regelmäßige Untersuchungen haben. Sie sollten nicht im Alter merken, dass sie nie gelernt haben, bei einem Arzt anzusprechen, wenn etwas nicht gut funktioniert.

Kretschmer: Nein, da wäre ich nicht dabei und darüber habe ich auch gar nicht nachgedacht. Ich glaube, es braucht auch einen, der die Hosen anlässt. Deswegen bin ich so begeistert von unseren Leuten und habe ihnen auch gesagt: Ihr seid die mutigsten Kinder, die man sich wünschen kann. Ich habe sie aber gewarnt, dass sie wieder aufhören müssen. (lacht) Nicht, dass sie jetzt überall hinlaufen und sich nackt ausziehen. Denn wenn einmal diese Grenze überschritten ist, dann bekommt man den Geist nicht mehr in die Flasche zurück.

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