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Grünen kritisieren Versäumnisse der Bundesregierung bei Corona-Schutz an Schulen

Hofreiter: Gebraucht werden "bundesweit klare Leitlinien"

Die Grünen haben der Bundesregierung schwere Versäumnisse bei der Bekämpfung des Coronavirus an den Schulen vorgeworfen. Es sei "geradezu fahrlässig", dass die Bundesregierung nach wie vor nicht die Erstellung "bundesweit klarer Leitlinien" und eines verständlichen Konzepts koordiniert habe, sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwochsausgaben).

Er appellierte an die Bundesregierung, "schnellstmöglich" einen Bildungsgipfel mit allen Bundesländern einzuberufen, um sich über Leitlinien für einen "risikoarmen Regelbetrieb" an den Schulen zu verständigen. Außerdem bräuchten die Schulen einen Notfallplan für eine Digitaloffensive. Für den Abruf der Mittel aus dem Digitalpakt seien unbürokratische Pauschalgenehmigungen notwendig, damit jede Schule ein verlässliches W-LAN einrichten, Lernmanagement-Systeme einführen und ausreichend Computer oder Tablets beschaffen könne.

Derzeit wird vor allem kontrovers darüber diskutiert, ob an Schulen eine Maskenpflicht gelten soll. Dies ist in Nordrhein-Westfalen mit Beginn des neuen Schuljahres an den weiterführenden Schulen geplant. Diese Regelung soll im einwohnerstärksten Bundesland zunächst bis zum 31. August gelten.

Der Deutsche Philologenverband sieht das Tragen von Atemschutz im Schulunterricht kritisch. Eine Maskenpflicht bedeute für alle Beteiligten "eine gravierende Erschwernis im Unterrichtsalltag", sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Verbands, Marcus Hahn, den Funke-Zeitungen. Schulunterricht beruhe "nicht nur auf Augenkontakt", sondern auf klarer Kommunikation. Durch den Mund-Nasen-Schutz werde der Austausch zwischen den Schülern und den Lehrkräften "anstrengender, weil das Sprechen und das gegenseitige Verstehen schwieriger werden".

Auch bei praktischen Übungen in den Fächern Musik oder Sport sei die Umsetzung der Maskenpflicht problematisch, sagte Hahn. Die Schulen müssten überdies zusätzliche Pausenzeiten organisieren, "um die körperliche Belastung durch die Maske abzufedern".

by John MACDOUGALL