Knapp ein Jahr nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden haben hunderte Polizisten am Dienstag in Berlin bei einer Großrazzia nach der Beute und möglichen Beweisen gesucht. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei in Dresden mitteilten, wurden außerdem drei Verdächtige festgenommen. Demnach wurden mehr als 1600 Beamte für den Einsatz zusammengezogen, darunter Spezialkräfte des Bundes und aus insgesamt sieben Bundesländern.
Nach Angaben der Dresdner Ermittler durchsuchten Polizisten seit dem Morgen 18 Objekte. Der Schwerpunkt lag im Berliner Bezirk Neukölln. "Aufgrund des Polizeieinsatzes ist den ganzen Tag mit erheblichen Verkehrseinschränkungen im gesamten Stadtgebiet von Berlin zu rechnen", erklärte die Staatsanwaltschaft. Gesucht wurde demnach nach den geraubten Kunstschätzen sowie Beweismitteln wie etwa Bekleidung, Werkzeugen oder elektronischen Speichermedien.
Nach Angaben eines Sprechers der Dresdner Polizei handelt es sich bei den Festgenommenen um drei deutsche Staatsangehörige aus dem "Berliner Clanmilieu". Sie seien auf dem Weg nach Dresden, wo sie noch am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt würden, sagte er in Berlin. Bei den durchsuchten Objekten handelte es sich demnach größtenteils um Wohnungen. Dazu kamen außerdem Garagen und Autos.
Auch Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) bestätigte "Bezüge zur Clankriminalität". Die Durchsuchungen und die Festnahmen vom Dienstag seien ein großer Erfolg, der die Arbeit der Ermittler in Berlin und Sachsen belohne. Es sei zugleich "ein weiteres Signal in die Szene". Niemand könne sich über den Staat und seine Regeln hinwegsetzen. "Der Rechtsstaat ist das Maß der Dinge", erklärte Geisel.
Bislang unbekannte Einbrecher waren Ende November 2019 durch ein Fenster in das Grüne Gewölbe im Residenzschloss der sächsischen Hauptstadt eingedrungen. Binnen Minuten stahlen sie aus einer Vitrine historischen Juwelenschmuck von großem Wert. Anschließend flohen sie mit einem Auto, das sie später in Brand setzten. Der Coup löste international große Aufmerksamkeit aus. Eine Sonderkommission ermittelt seitdem.
Bereits im September hatten Ermittler im Zusammenhang mit der Tat zwei Razzien in Berlin gestartet. Dabei wurde unter anderem Firmen durchsucht, die an dem Fluchtauto gearbeitet haben sollen. Diese sollen den Wagen mit Kunststofffolien beklebt haben. Die Beamten gingen nach früheren eigenen Angaben aber nicht davon aus, dass die Betriebe wussten, wofür das Fahrzeug verwendet werden sollte.
by Ina FASSBENDER