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Großangriff auf Gefängnis im Osten Afghanistans gefährdet Friedensgespräche

Kämpfe am letzten Tag von Feuerpause - Taliban bestreiten Verantwortlichkeit

Ein Großangriff auf ein Gefängnis im Osten Afghanistan gefährdet die Aufnahme von Friedensgesprächen zwischen der Regierung und den Taliban. Bewaffnete zündeten am Sonntag - dem letzten Tag einer relativ stabilen Feuerpause - eine Autobombe und eröffneten das Feuer auf Wachmänner der Haftanstalt in Dschalalabad, wie ein Regierungssprecher der Provinz Nangarhar der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Regierung in Kabul rief die Taliban auf, die Feuerpause zu verlängern.

"Wir hoffen, dass die Taliban nicht wieder mit der Gewalt anfangen", sagte Ghanis Sprecher Sedik Sediki. Ein Sprecher der Taliban wies jedoch die Verantwortung für die Attacke zurück. "Das ist nicht unser Angriff", sagte er AFP. Die Kämpfer der Taliban seien "noch nicht autorisiert, Angriffe zu führen".

Bei dem Angriff auf das Gefängnis am Sonntagabend wurden nach Angaben von Behördenvertretern mindestens drei Menschen getötet, mindestens 24 weitere seien verletzt worden. Demnach dauerten die Kämpfe zunächst weiter an. Einige der Angreifer hätten in der Nähe des Gefängnisses Stellung bezogen und verwickelten die Sicherheitskräfte in weitere Gefechte, sagte der Sprecher der Provinzregierung.

Anlässlich des islamischen Opferfestes Eid al-Adha hatten die afghanische Regierung und die Taliban eine dreitägige Waffenruhe vereinbart, die bislang gehalten zu haben schien. Sowohl Präsident Ghani als auch die Taliban hatten im Vorfeld signalisiert, dass womöglich sofort nach dem Opferfest Friedensgespräche beginnen könnten, das noch bis einschließlich Montag dauert.

Seit Freitag wurden nach Regierungsangaben zudem vor dem Hintergrund eines vereinbarten Gefangenenaustausch 300 Taliban-Kämpfer freigelassen. Damit sei die Zahl der freigekommenen Extremisten auf 4900 gestiegen. Kabul sollte 5000 Taliban aus Gefängnissen entlassen, die Aufständischen sollten dafür 1000 Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte freilassen. Allerdings weigerte sich die Regierung, hunderte Kämpfer von der Forderungsliste der Taliban freizulassen, die sie als zu gefährlich einstuft.

Die USA und die Taliban hatten im Februar das Abkommen von Doha geschlossen. Ziel ist die Regelung des US-Truppenabzugs aus Afghanistan nach fast zwei Jahrzehnten Krieg. Im Gegenzug sollen die Taliban die Gewalt in Afghanistan reduzieren und Garantien dafür geben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekämpfen. Dafür soll es ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Taliban geben. Bisher sind Versuche, das Abkommen auf den Weg zu bringen, allerdings gescheitert.

by Von Usman SHARIFI