Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verursachten Umweltschäden angeprangert. "Ökozid" und "Umweltzerstörung" seien "eine Form der Kriegsführung", sagte die Schwedin am Donnerstag bei einem Besuch in Kiew als Teil einer Delegation, welche die Auswirkungen des Krieges für die Umwelt in der Ukraine untersucht. Die Delegation traf zudem mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen.
Die Umwelt und damit die Lebensgrundlagen und Häuser der Menschen würden "absichtlich" ins Visier genommen, sagte die 20-Jährige auf einer Pressekonferenz, wo sie gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidentenberater Andrij Jermak auftrat. Thunberg kritisierte überdies das mangelnde internationale Interesse. "Ich glaube nicht, dass die Reaktion der Welt auf diese Umweltzerstörung ausreichend ist", sagte Thunberg.
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine schätzt die ukrainische Regierung die Schäden für die Umwelt auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Diese "vorläufigen Schätzungen" umfassten keine "Verluste für die Landwirtschaft, Infrastruktur, Unterkünfte, und die Kosten für den Wiederaufbau des Kraftwerks selbst", sagte der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal vergangene Woche bei einer internationalen Wiederaufbau-Konferenz in London.
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Staudamm am Fluss Dnipro war am 6. Juni zerstört worden, riesige Mengen Wasser traten aus und überschwemmten weitflächige Gebiete. Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, für den Dammbruch verantwortlich zu sein.
Gefahr besteht laut den ukrainischen Behörden aufgrund der Staudamm-Zerstörung auch für das Atomkraftwerk Saporischschja, das größte Atomkraftwerk Europas am Dnipro. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA hat sich die "ohnehin prekäre" Sicherheitslage dort noch verschärft.
Die Reaktoren des von Russland besetzten Kraftwerks sind zwar seit Monaten abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss jedoch weiterhin ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern. Hierfür wird das Wasser des Stausees genutzt, dessen Pegel nach dem Dammbruch gesunken war.
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