Mit Oscar-Preisträger Forest Whitaker
Das organisierte Verbrechen erlebt dieser Tage eine wahre TV- und Kino-Renaissance. Martin Scorseses dreieinhalb Stunden langes Epos “The Irishman” erobert zunächst die Kinosäle (14. November) und dann das heimische Wohnzimmer (ab 27. November bei Netflix). Ebenfalls am 14. November läuft in Deutschland zudem auf MagentaTV die Serie “Godfather of Harlem” an, die das wahre Leben des Untergrundbosses Ellsworth Raymond “Bumpy” Johnson (Oscar-Preisträger Forest Whitaker, 58) darbietet. Was können sich Hobby-Mafiosi von der geschichtsträchtigen Serie erhoffen? Hier die Antwort.
Zehn Jahre saß Bumpy Johnson im Horrorknast Alcatraz, wurde dort in einen Käfig gesperrt und misshandelt. Dem Leben als Gangsterboss schwört er trotz dieser Tortur nicht ab – kaum von der Gefängnisinsel entlassen, hat er auch schon wieder eine Schrotflinte in der Hand und geht gegen die rivalisierende Mafia-Familie Genovese vor.
Deren Anführer, Vincent “The Chin” Gigante (Vincent D’Onofrio, 60), hat sich in Bumpys jahrelanger Abwesenheit das Drogengeschäft in Harlem unter den Nagel gerissen. Dass nun der alte Kontrahent wieder Ansprüche auf sein ehemaliges Hoheitsgebiet stellt, passt dem Mafioso natürlich überhaupt nicht. Ein Bandenkrieg scheint unausweichlich, bei dem sich Bumpy Johnson mit Civil-Rights-Größe Malcolm X (Nigel Thatch, 43) einen ungewöhnlichen Verbündeten ins Boot zu holen versucht.
Viele Faktoren von “Godfather of Harlem” locken vor den Bildschirm, allen voran der herausragende Cast um Oscar-Preisträger Whitaker. D’Onofrio als sein Gegenspieler, dazu “Breaking Bad”-Star Giancarlo Esposito (61) in der Rolle des realen, opportunistischen Politikers Adam Clayton Powell Jr. – dieser Seriencast ist großes Kino.
Die Serie von Showrunner Chris Brancato (57) verbindet den wahren Hintergrund des schmutzigen Drogenkriegs während der 1960er Jahre mit dem Zwiespalt der Hauptfigur: einerseits liebender Familienvater, andererseits skrupelloser Schwerverbrecher, der nicht davor zurückschreckt, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. In dieser Hinsicht ähnelt die Dramaturgie dem Maß aller Ganoven-Dinge “Die Sopranos”. Bleibt die Frage, wie viel Sympathie man einem Gangsterboss eigentlich entgegenbringen darf oder kann.
Neben Geschichtsunterricht und Milieustudie bietet “Godfather of Harlem” die standesgemäße Gewalt. Wer Probleme damit hat, zu sehen, wie die Hauptfigur einen Mann mit einer Rasierklinge traktiert oder wie Informationen aus einem Auftragskiller “herausgekitzelt” werden, der sollte sich vielleicht eine andere neue Lieblingsserie suchen.
(stk/spot)