Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) dringt darauf, Erzieherinnen und Erziehern in Kitas und Horten bei Corona-Impfungen - neben anderen besonders gefährdeten Gruppen - einen Vorrang einzuräumen. Diese seien wegen ihres engen Umgangs mit Kindern "besonders einem Risiko ausgesetzt", sagte Giffey am Freitag in Berlin. Daher müssten sie bei einer Priorisierung berücksichtigt werden.
Die Ministerin wies darauf hin, dass viele Erzieherinnen gerade beim Umgang mit kleinen Kindern ohne Mund-Nasen-Schutz arbeiten würden, weil bei den Kleinen die Mimik besonders wichtig sei. Umso wichtiger sei, dass die Betroffenen gut geschützt würden. Neben der Priorisierung bei Impfungen verlangte Giffey daher auch, mehr Schnelltests für Kitas zur Verfügung zu stellen.
Die Ministerin äußerte sich nach einer Sitzung des Corona-Kita-Rats, an dem regelmäßig auch Vertreter der Beschäftigten sowie von Eltern und Gewerkschaften teilnehmen. Dabei ging es auch um die Auswertung einer aktuellen Studie zu den Infektionsrisiken. "Kitas sind keine Infektionstreiber", sei eine der Schlussfolgerungen, sagte Giffey.
Sie verwies darauf, dass der Studie zufolge die bis zu Fünfjährigen einen Anteil von 2,4 Prozent an den bekannten Corona-Infektionen hätten. Dies sei deutlich weniger als ihr Anteil an der Bevölkerung von 5,7 Prozent. Wo es Corona-Erkrankungen an Kitas gebe, seien in den meisten Fällen Erwachsene betroffen, also Erzieherinnen und Erzieher oder Eltern.
In mehr als 90 Prozent der Kitas laufe der Betrieb, sagte Giffey weiter. Dies sei "ein gutes Zeichen". Nach den aktuellsten Zahlen seien bisher 6,3 Prozent der Kitas aufgrund von Infektionen ganz oder teilweise geschlossen gewesen.
Besorgt über steigende Infektionszahlen auch an Kitas äußerte sich allerdings der Deutsche Beamtenbund (dbb). Immer mehr Einrichtungen müssten wegen der Quarantänebestimmungen schließen, erklärte die Vertreterin des dbb im Kita-Rat, Sandra van Heemskerk. "Der Anteil des nicht einsetzbaren Kita-Personals steigt bundesweit an", warnte sie.
Die dbb-Expertin forderte eine zeitweise Reduzierung der Betreuungszeiten, regelmäßige Corona-Tests sowie eine konsequente Einhaltung der Quarantäneregelungen. Eine Überlastung der Kita-Beschäftigten in der Corona-Krise kritisierte auch der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach. "Wir müssen den Hilferuf der Kita-Beschäftigten ernst nehmen", forderte er, auch um deren Abwanderung zu stoppen.
by JENS SCHLUETER