Krieg mit Polen? In den letzten Monaten hat der ehemalige polnische Präsident Jaroslaw Kaczynski immer wieder gegen Deutschland gewettert und sogar erklärt, das sich sein Land in einem Krieg mit dem westlichen Nachbarland befinde. Auch die Billionen-Forderung gegen Deutschland spielt hier mit rein – kann es wirklich zu einer Eskalation kommen?
Erschreckende Worte aus Polen! Seit Monaten spricht der ehemalige polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski von einem imaginären Krieg zwischen Deutschland und Polen. Dies überrascht, weil nur wenige Kilometer von der polnischen Grenze entfernt tatsächlich einen Krieg zwischen der Ukraine und Russland tobt. Trotzdem ist der Diskurs eines Krieges aus der Sicht von Kaczynskis Partei “Recht und Gerechtigkeit“ wohl nachvollziehbar. Erst vor 3 Tagen hatte Kaczynski bei einer Rede in Stettin gewettert, das Deutschland Polen unter seinen Stiefeln nehmen wollen. Und auch kurz nach dem “Tag der Deutschen Einheit“ hatte der polnische Außenminister Zbingniew Rau eine diplomatische Note an die Bundesrepublik übergeben, in der Polen Reparationszahlungen von Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schäden fordert. Trotzdem hatte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock nur einen Tag später in Warschau Polen und den polnischen Bürgern gedankt, dass diese sich damals für die deutsche Wiedervereinigung eingesetzt hatten. Außerdem brachte Baerbock ihre Bewunderung für die Unterstützung Polens für die Ukraine zum Ausdruck. Gleichzeitig hatte Baerbock verdeutlicht, dass lediglich Wladimir Putin ein Interesse daran hätte, dass diese Einheit zerbricht.
In Polen hat Kaczynski zahlreiche Anhänger und ist durchaus in der Lage auch zahlreiche Feinde zu konstruieren. Neben den in Polen lebenden Flüchtlingen und der Gemeinschaft LGBTQ gibt Deutschland auch das perfekte Feindbild für den Wahlkampf 2023 ab. Angeblich sollen zahlreiche Probleme Polens durch eine finstere deutsche Verschwörung verursacht werden. Denn Deutschland bestimme die Politik der EU. Dies will sich Kaczynski offenbar zunutze machen, um innenpolitische Gegner mit seiner Rhetorik anzugreifen und diese als Lakaien der Regierung in Berlin abzustempeln. Dieser Schachzug bringt Kaczynski vor allem bei der älteren Generation Stimmen, wo es einem tief sitzenden Hass gegen die Deutschen gibt, die in polnischen Schulen zur Zeit des Kommunismus vermittelt wurden. So hat Polen wohl tatsächlich keine ausreichende Entschädigung für seine Verluste im Zweiten Weltkrieg erhalten. Gleichzeitig muss man allerdings fragen, ob die Mitgliedschaft des Landes in der Europäischen Union keine ausgleichende Genugtuung für Polen darstellt. Denn ob es für Kaczynski Partei tatsächlich um historische Gerechtigkeit geht, ist zumindestens zweifelhaft. Stattdessen wird diese Strategie wohl eher als politische Keule genutzt. Gerade im Hinblick auf den noch immer laufenden Ukraine-Krieg scheint es in dieser Hinsicht nicht besonders schlau, einen weiteren Konflikt heraufzubeschwören. Denn schließlich fürchtet Polen, dass Wladimir Putin bei einem Sieg in der Ukraine seine Armee auch weiter in den Westen schicken könnte und Polen dann ein mögliches Opfer wäre.
