78545:

Gibt es gar keine 4. Corona-Welle? Hat man uns belogen? Experte ordnet die aktuellen Infektionszahlen ein

Zur Zeit gehen die Infektionszahlen des Coronavirus in den letzten Tagen wieder zurück. Ist die vom Robert-Koch-Institut angekündigte 4. Corona-Welle also schon wieder vorbei? Oder wird diese in den nächsten Wochen erneut an Fahrt aufnehmen? ODER – gibt und gab es sie gar nicht? Jetzt äußert sich ein Statistik-Experte zu den aktuell vorliegenden Infektionszahlen.

Infektionszahlen sind unbeständig

Seit August waren die Zahlen zunächst spürbar angestiegen, dann in den letzten Wochen wieder zurückgegangen. Schon Anfang September hatte der bundesweite Inzidenzwert 90 erreicht, ist seitdem aber wieder zurückgegangen und liegt aktuell bei 60,3. Nun fragen sich viele Menschen in Deutschland, ob die groß angekündigte 4. Welle jetzt schon wieder vorbei ist. Vor allem bei den Politikern scheint die Angst vor überfüllten Krankenhäusern und steigenden Todeszahlen noch immer groß zu sein. Unterdessen befürchten Teile der Bevölkerung, dass eine neue Corona-Welle erneut für Einschränkungen sorgen wird. Doch offenbar ist diese Angst unbegründet, wenn es nach Statistiker Christian Hesse geht, der als Leiter der Abteilung für mathematische Statistik an der Universität Stuttgart arbeitet. Für geimpfte Personen sieht Hesse erst einmal keine Gefahr, während sich der Trend auf steigende Infektionszahlen weitgehend bei ungeimpften Personen bemerkbar macht. Aus diesem Grund ist für Hesse auch klar, dass es aktuell noch keine 4. Welle des Coronavirus gibt.

Hohe Inzidenz lediglich bei Ungeimpften

Hesse ist der Meinung, dass die aktuelle Impfquote eine 4. Welle verhindern wird. “Einige Bundesländer, etwa Baden-Württemberg und Bayern, weisen seit einiger Zeit die Inzidenzen für Geimpfte und Ungeimpfte gesondert aus“, verdeutlichte Hesse in einem Interview mit dem Magazin “Wir”. “Und dabei sieht man: Bei den Geimpften liegt die Inzidenz im Schnitt nur bei 10 bis 20 – bei den Ungeimpften ist sie hingegen zehn- bis 15-mal höher“, gibt der Statistiker Aufschlüsse über die aktuelle Situation. Weil der Anteil der Geimpften auch zukünftig mit langsamen Tempo zunehmen werde, rechnet Hesse damit, dass sich die Inzidenzwerte in Zukunft auf einem niedrigen Niveau stabilisieren werden. Dies sehe man aktuell, da die Zahlen seit gut 2 Wochen wieder sinken.

Auch Patientenzahlen in den Krankenhäusern steigen nicht sprunghaft an

Die Impfungen seien auch der Grund für eine deutliche Entspannung der Lage in den Krankenhäusern. Besonders deutlich sieht man dies auf den Intensivstationen. “Auf den Intensivstationen kommen im Schnitt auf einen geimpften Corona-Patienten 20 ungeimpfte“, verdeutlicht Hesse. Damit sind gut 95 Prozent der aktuellen Covid-Patienten ungeimpfte Menschen. Durch Impfdurchbrüche bei geimpften Menschen werde es keine Überlastung des Gesundheitssystems geben, ist sich Hesse sicher. Auch die Anzahl der Todesopfer bleibt seit Wochen auf niedrigem Niveau: “Die Zahl der durch Corona Verstorbenen ist seit Wochen sehr gering und stabil. Sie liegt im Schnitt bei 40 pro Tag.“ Zu den schlimsten Zeiten der Pandemie waren sogar mehr als 1.000 Todesopfer am Tag gemeldet worden. “Nehmen wir diese Punkte zusammen, sehen wir: Es gibt keine vierte Welle. Vielmehr haben wir es mit einer Epidemie der Ungeimpften zu tun“, kommt Hesse nun zu einem eindeutigen Ergebnis. Auch in den folgenden Monaten rechnet Hesse nicht mit der 4. Welle: “Nach meinen Modellierungen wird die Inzidenz weiter sinken – zumindest dann, wenn unser Impftempo nicht weiter nachlässt“, macht Hesse Hoffnung

Erreicht Deutschland die Herdenimmunität vor dem Frühling?

Noch immer streiten die Experten, wann die Corona-Pandemie endgültig vorbei sein wird. Das RKI geht davon aus, dass dazu eine Impfquote von 85 Prozent der Bundesbürger notwendig ist. Aktuell sind aber erst 64,1 Prozent der Bundesbürger vollständig geimpft. Die Politik ruft die Menschen weiter zu Impfungen auf, weil ansonsten im Winter vielen ungeimpften Personen die Ansteckung drohe. “Herdenimmunität wird immer erreicht“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn zuletzt gegenüber der Tageszeitung “Augsburger Allgemeinen”. “Die Frage ist ja nur, wie: ob durch Impfung oder Ansteckung“, fährt Spahn fort und ist zuversichtlich, dass die ersehnte Herdenimmunität wohl im Frühjahr erreicht werde. Eine Prognose mit der auch Statistiker Hesse übereinstimmt. “Aktuell haben wir eine Quote vollständig Geimpfter von rund 64 Prozent über alle Altersklassen verteilt. Für eine Herdenimmunität bräuchten wir zwar 80 bis 85 Prozent Immunisierte in der Bevölkerung – dieser Wert bezieht sich aber nicht nur auf die Impfungen“, verdeutlich Hesse, der zu dieser Zahl auch die bereits genesenen Patienten hinzuzählt. Un die Zahl der Genesenen liegt nach Hesses Einschätzung höher als angenommen. Eine neue Studie hatte gezeigt, dass auf alle 10 Personen, die sich infiziert hatten, mindestens 8 weitere Personen kommen, deren Infektion ohne Symptome verlaufen sei. Aus diesem Grund glaubt Hesse ebenfalls an die Herdenimmunität im Frührjahr.

Beliebteste Artikel Aktuell: