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Gewerkschaft EVG und Minister Wissing fordern mehr Respekt für Bahnpersonal

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzen sich gegen Gewalt und für mehr Respekt gegenüber Bahnpersonal ein. "Die verbalen Übergriffe haben sich in den letzten Jahren verfünffacht, Körperverletzungen haben sich verdreifacht", sagte EVG-Chef Martin Burkert am Dienstag in Fulda bei der Vorstellung der Kampagne "Mehr Achtung auf der Schiene". Zum Anstieg der Fälle hätten die Corona-Pandemie und die Einführung des Deutschlandtickets beigetragen. 

Die Zahl der verbalen Übergriffe sei im vergangenen Jahr allein bei der Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio auf 14.000 Fälle angestiegen, sagte Burkert. Darunter fielen auch Anspucken oder Schubsen des Personals. 

Zudem gebe es eine hohe Dunkelziffer: "Bis zu 70 Prozent der verbalen Übergriffe werden gar nicht gemeldet." Auch die Zahl der Körperverletzungen habe mit rund 3200 gemeldeten Delikten im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. 

Betroffen seien alle Mitarbeitenden mit Uniform, sagte Burkert weiter - ob sie in den Reisezentren der Bahnhöfe arbeiteten, als Zugbegleiter oder im Sicherheitsdienst. Im ersten Halbjahr dieses Jahres lag die Zahl der Körperverletzungen bei rund 2000 Fällen. 

"Die Kampagne soll die Fahrgäste daran erinnern, dass sie es bei Bahnmitarbeitern mit Menschen zu tun haben", sagte Wissing. "Das Wertvollste das wir haben, sind die Mitarbeitenden in den Bussen und Bahnen." Jegliche Entgleisungen gegenüber Angestellten, die jeden Tag alles für die Reisenden gäben, müssten durch die verantwortlichen Stellen unterbunden werden. 

Wissing nannte als einen Grund für die höhere Aggressivität in Zügen und Bussen den Ansturm auf das Neun-Euro-Ticket im vergangenen Sommer. Zudem sei zu beobachten, dass die Gewalt in vielen Bereichen der Gesellschaft zugenommen habe, insbesondere während der Corona-Pandemie, als auch in Bus- und Bahn Maßnahmen wie die Maskenpflicht durchgesetzt werden mussten. Dabei sei es vermehrt zu Auseinandersetzungen gekommen. 

Unzufriedenheit wegen Ausfällen oder Verspätungen von Zügen sei verständlich, sagte Wissing. Grund dafür seien aber meist nicht die Mitarbeitenden der Bahn, sondern die Technik.

Die Plakate für mehr Respekt gegenüber dem Bahnpersonal sollen in Zügen und Bahnhöfen hängen und rufen unter anderem zu mehr "Bahnhöflichkeit" auf. Die Kampagne soll zunächst rund zwei Jahre laufen. 

mb/ilo