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Gewaltige Rettungseinsätze in überfluteten Dörfern in Griechenland gehen weiter

"Wir leben in einem Alptraum": Trotz verzweifelter Evakuierungsbemühungen von Feuerwehr und Militär sind viele Dörfer in Griechenlands Überschwemmungsgebieten weiter von der Außenwelt abgeschnitten - nur mit Hubschraubern und Booten dringen die Retter zu den eingeschlossenen Menschen vor. Die Zahl der Todesopfer lag am Freitag bei sieben, sechs Menschen wurden vermisst. Viele Bewohner befürchten, dass die Opferzahl weiter steigen wird.

Nach den Worten von Feuerwehrsprecher Yannis Artopios hatte Sturmtief "Daniel" die Ebene von Thessalien in einen "riesigen See verwandelt". Besonders schwierig ist die Lage in den dortigen Regionalbezirken Magnesia und Karditsa. In einigen Dörfern stand das Wasser zwei Meter hoch, viele Häuser waren überflutet.

Wie in den anderen Dörfern mitten in der Ebene von Thessalien stehen auch in dem 700-Seelen-Dorf Itea die meisten Häuser unter Wasser, sind die Menschen seit zwei Tagen ohne Strom. Die Brücken in der Umgebung sind eingebrochen, die Zugangsstraßen zerstört.

"Wir leben in einem Alptraum", sagte der 36-jährige Händler Vaios Spyropoulos, der die Nacht in einem höher gelegenen Verwaltungsgebäude von Itea verbracht hatte. "Wir mussten unsere älteren Nachbarn mit Traktoren aus ihren Häusern holen. Es herrschte pure Panik".

Ein Einwohner des ebenfalls überfluteten Dorfs Palamas berichtete der Nachrichtenagentur AFP am Telefon, dass Menschen weiterhin auf der Terrasse ihrer überschwemmten Häuser ausharren. "Seit Mittwoch rufen wir vergeblich um Hilfe. Inzwischen geht uns das Trinkwasser aus". 

Christodoulos Makris, der Palamas am Donnerstag auf seinem Traktor verlassen konnte, rechnet mit weiteren Toten in seinem Dorf. "Einige Häuser sind komplett überflutet, andere sind eingestürzt", sagte der 53-jährige Landwirt der AFP. "Von einigen Bewohnern, vor allem den Älteren, gibt es kein Lebenszeichen mehr".

Sein Schicksalsgenosse Vassilis gab den Behörden die Schuld am Ausmaß der Katastrophe: "Unsere Dörfer in Karditsa waren im September 2020 schon einmal überflutet - doch bis heute wurden keine Vorkehrungen getroffen", kritisierte der 52-Jährige.

In der Urlaubsregion Pilion gelang es hingegen der Feuerwehr inzwischen, 200 seit Tagen von der Außenwelt abgeschnittene Touristen mit Booten in Sicherheit zu bringen.

Regierung und Experten stufen die im Katastrophengebiet niedergegangenen Regenmengen als extremes Wetterphänomen ein. In Magnisia fielen demnach binnen 24 Stunden so viel Regen wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1955. 

Inzwischen begannen die Behörden mit einer Bestandsaufnahme der Schäden. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis wollte noch am Freitag die Überschwemmungsgebiete besuchen.

Die oppositionelle Syriza-Partei sprach von einer "gewaltigen Katastrophe" mit "tragischen Konsequenzen" für die örtliche Wirtschaft, die Unternehmen und die Landwirtschaft. Sie warf der konservativen Regierung vor, trotz der "zur Verfügung stehenden EU-Fonds" nichts unternommen haben, um rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen.

In Griechenlands Nachbarländern Türkei und Bulgarien hatte es in den vergangenen Tagen ebenfalls heftig geregnet. Dort meldeten die Behörden insgesamt zwölf Todesopfer.

ans/ck