Die jüngste Gewalteskalation zwischen Israelis und Palästinensern hat sich am dritten Tag in Folge fortgesetzt. Dabei wurden am Donnerstag in der zentralisraelischen Stadt Rechovot ein Mensch durch eine palästinensische Rakete getötet und zwei weitere leicht verletzt, wie die israelische Polizei mitteilte. Es handelt sich um den ersten vermeldeten Toten auf israelischer Seite seit Beginn der Gewalteskalation am Dienstag.
Auf palästinensischer Seite wurden nach Angaben aus dem Gazastreifen in den drei Tagen mindestens 28 Menschen durch israelischen Beschuss getötet. Die EU forderte ein umgehendes Ende der Gewalt.
Die palästinensische Rakete schlug in Rechovot den israelischen Polizeiangaben zufolge frontal in ein Wohnhaus ein. Einsatzkräfte durchsuchten das beschädigte Gebäude. Militante Kämpfer im Gazastreifen feuerten seit Mittwoch 547 Raketen auf Israel ab, wie die israelische Armee mitteilte. 175 davon seien abgefangen worden.
Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant erklärte, er habe die Sicherheitskräfte angewiesen, "alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und zusätzliche Aktionen vorzubereiten".
Behörden im Gazastreifen erklärten, unter den durch israelischen Beschuss getöteten Menschen befänden sich neben Kämpfern auch Zivilisten, darunter mehrere Kinder.
Bei einem israelischen Angriff wurde auch einer der Militärchefs der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad getötet. Die Al-Kuds-Brigaden, der bewaffnete Arm der Organisation, teilte am Donnerstag mit, Ali Ghali, Kommandeur der Einheit zum Abschuss von Raketen, sei "im Süden des Gazastreifens mit anderen Märtyrern ermordet worden". Die israelische Armee bestätigte einen Angriff auf Ghali.
Insgesamt seien vier Anführer des Islamischen Dschihads getötet worden, erklärte die von Israel als Terrororganisation eingestufte Gruppe. Eine andere militante Gruppe, die Volksfront zur Befreiung Palästinas, teilte mit, vier ihrer Kämpfer seien getötet worden.
Im Süden Israels, aber auch in Tel Aviv gab es in der Nacht zum Donnerstag und am Morgen immer wieder Luftalarm. In den grenznahen israelischen Städten Aschkelon und Sderot wurden ein Haus und ein Auto von Raketen getroffen, wie israelische Beamte mitteilten.
Die EU forderte eine "sofortige Waffenruhe". Durch die Feuerpause sollten sowohl die israelischen Militäroperationen im Gazastreifen als auch der Raketenbeschuss auf Israel beendet werden, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Er rief die Konfliktparteien zur Wahrung des Völkerrechts auf.
Zuvor am Donnerstag hatten bereits Deutschland, Frankreich, Ägypten und Jordanien ein Ende der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern gefordert. "Das Blutvergießen muss jetzt aufhören", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nach einem Treffen mit der Ministerin und den Ministern der drei übrigen Länder in Berlin.
Baerbock zeigte sich erschüttert über die zivilen Opfer der jüngsten Gewalteskalation. Es sei "entsetzlich", dass sich unter den Todesopfern im Gazastreifen Zivilisten und auch Kinder befänden.
Wie die Nachrichtenagentur AFP aus israelischen Behördenkreisen erfuhr, versucht Ägypten derzeit, "einen Waffenstillstand" zwischen beiden Seiten zu erreichen. Dem Islamischen Dschihad und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas nahestehende Quellen bestätigten die ägyptischen Bemühungen, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu nennen.
Die Eskalation erfolgt vor dem Hintergrund der größten innenpolitischen Krise Israels seit Jahrzehnten. Diese wurde von den heftig umstrittenen Plänen der rechtsreligiösen Regierung zum Umbau der Justiz ausgelöst. Die Pläne zielen darauf ab, die Gewaltenteilung in Israel zugunsten des Parlaments einzuschränken. Die Opposition warnt seit Wochen davor, dass Israel durch die Krise nach außen hin geschwächt werde.
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