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Geständnis in Prozess um Überfall auf Geldtransporter mit großer Beute in Berlin

31-Jährigen erwarten bis zu siebeneinhalb Jahre Haft

Rund sechs Monate nach dem Überfall auf einen Geldtransporter am Berliner Kurfürstendamm hat ein vor dem Berliner Landgericht angeklagter mutmaßlicher Täter die gegen ihn erhobenen Vorwürfe eingeräumt. Der 31-jährige Muhamed R. legte zum Prozessauftakt am Donnerstag ein Geständnis ab. Das Gericht hatte dies zuvor zur Voraussetzung für einen Verständigungsvorschlag gemacht, den R. annahm - ihn erwartet im Gegenzug nun eine mehrjährige Haftstrafe.

Staatsanwältin Sandra Loos verlas zum Prozessbeginn die Anklage. Demnach werden R. schwerer Raub und Körperverletzung vorgeworfen. Er soll gemeinsam mit drei unbekannten Mittätern am 19. Februar den Geldtransporter überfallen und dadurch Bargeld in Höhe von mehr als 600.000 Euro erbeutet haben. Der 31-Jährige ist kriminell vorbelastet und laut Polizei Mitglied einer "Berliner Großfamilie".

Die Täter sollen den Transporter maskiert und als Müllmänner getarnt vor einer Bankfiliale abgepasst haben. Dort soll R. unter Vorhalt einer Schreckschusspistole einen Sicherheitsmitarbeiter entwaffnet haben. Zudem soll der Angeklagte zwei der Mitarbeiter mit Reizgas besprüht haben, während die weiteren Täter die Beute in einem mitgeführten Transportsack verstauten und anschließend alle in einem Auto flüchteten. Dieses wurde später auf einem Parkplatz abgestellt und in Brand gesetzt.

Nach Verlesung der Anklage teilte der Vorsitzende Richter Sebastian Brinsal mit, dass es Verständigungsgespräche zwischen der Verteidigung von R. und der Staatsanwaltschaft gegeben habe, das Gericht aber zusätzlich einen eigenen Verständigungsvorschlag machen wolle. Dieser sehe zwischen sechseinhalb und siebeneinhalb Jahren Haft bei einem glaubwürdigen, werthaltigen Geständnis vor. Nach einer kurzen Unterbrechung und Beratungen mit seinen Verteidigern stimmte der Angeklagte dem Vorschlag zu.

"Die Tatvorwürfe treffen in vollem Umfang zu", gestand er in einer von seinem Verteidiger Toralf Nöding verlesenen Einlassung. Er habe bei vielen Menschen hohe Schulden gehabt, vor allem durch seinen Kokainkonsum. Ein Bekannter habe ihn angesprochen, ob er bei einer "Sache" mitmachen wolle. Er habe sich überreden lassen - "ich sah die Möglichkeit, auf einmal alle meine Schulden loszuwerden".

Trotz Geständnis ging die Beweisaufnahme am Donnerstag weiter. Das Gericht müsse überprüfen, ob das Geständnis werthaltig sei, teilte eine Sprecherin am Rande der Verhandlung mit. Bis Mittwoch kommender Woche sind zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.

by INA FASSBENDER