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Geschworenenauswahl im Prozess gegen Synagogen-Attentäter von Pittsburgh begonnen

Vor dem Hintergrund zunehmender antisemitischer Gewalttaten in den USA hat am Montag im Prozess gegen den mutmaßlichen Synagogen-Attentäter von Pittsburgh die Geschworenenauswahl begonnen. Dem 50-jährigen Robert Bowers wird vorgeworfen, im Jahr 2018 bei einem Angriff auf eine Synagoge in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania elf Menschen getötet zu haben. Im Falle einer Verurteilung droht ihm die Todesstrafe. Bowers plädiert auf nicht schuldig.

Das Verfahren gegen Bowers vor dem Bundesgericht in Pennsylvania wird erst nach der Auswahl der Jury beginnen. Gegen ihn liegen formelle Beschuldigungen in 63 Punkten vor, darunter wegen Hassverbrechen mit Todesfolge und versuchten Mordes. 

Der antisemitische Parolen brüllende Attentäter hatte im Oktober 2018 während eines Gottesdienstes in der Pittsburgher Synagoge um sich geschossen und elf Menschen getötet. Es handelt sich wohl um den blutigsten judenfeindlichen Angriff der US-Geschichte. Dabei wurden Mitglieder von drei Synagogengemeinden getötet, zwei weitere Gottesdienstbesucher und mehrere Polizeibeamte wurden verletzt. Bowers war bei seiner Festnahme direkt nach der Tat von den Einsatzkräften angeschossen worden. 

Bereits 2019 hatte der Bundesstaatsanwalt von Pittsburgh angedeutet, dass er die Todesstrafe für Robert Bowers beantragen werde, wobei er dessen "fehlende Reue" und "seinen Hass und seine Verachtung" für Juden anführte.

In den USA waren in den vergangenen Jahren mehrere Angriffe auf Synagogen verübt worden. Ein halbes Jahr nach dem tödlichen Angriff auf die Synagoge in Pittsburgh eröffnete ein Schütze während der Pessach-Feierlichkeiten in einer Synagoge in San Diego, Kalifornien, das Feuer und tötete eine Frau und verletzte drei weitere Menschen. 

2022 brachte ein britisch-pakistanischer Staatsbürger in einer Synagoge in Colleyville im Bundesstaat Texas den Rabbiner und drei weitere Menschen in seine Gewalt. Der Geiselnehmer wurde von der Polizei erschossen, die Geiseln blieben unverletzt.

Laut einer am Montag von der "Washington Post" zitierten Statistik der US-Bundespolizei FBI haben rassistische und antisemitische Taten in den USA zuletzt massiv zugenommen. Demnach haben sie den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht.

Die Anti-Rassismus-Organisation Anti-Defamation League (ADL) verzeichnete für das Jahr 2021 eine Rekordzahl von 2717 antisemitischen Angriffen - was einem Anstieg von 34 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Demgegenüber bezifferte die ADL die antisemitischen Taten im Jahr 2022 mit 3697 - laut der "Washington Post" so viele wie seit 1979 nicht mehr.

kas