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Geringverdiener und prekär Beschäftigte büßen in Krise häufiger Einkommen ein

Studie: Besonders Belastete empfänglicher für Verschwörungsmythen zur Pandemie

Jeder Dritte hat in den ersten Monaten der Corona-Krise in Deutschland Einkommen verloren - besonders hart trifft es die ohnehin schlechter Gestellten am Arbeitsmarkt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die die Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag vorstellte. Demnach berichteten insgesamt 32 Prozent der befragten Erwerbspersonen bis Juni von Einkommensverlusten; Geringverdiener und Leiharbeiter waren dabei häufiger betroffen als "stabil Beschäftigte".

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Stiftung befragte insgesamt 6000 Erwerbstätige und Arbeitslose im April sowie noch einmal im Juni nach ihrem Einkommen in der Krise. Den Angaben zufolge hatten rund 48 Prozent der Befragten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von maximal 900 Euro Einbußen erlitten - in der Einkommensgruppe über 4500 Euro waren es dagegen 27 Prozent.

"Wenig überraschend waren Selbständige stark überdurchschnittlich betroffen, vor allem während der Geschäftsschließungen im April", teilte die Böckler-Stiftung mit. Demnach berichteten außerdem Befragte in Leiharbeit oder Minijobs jeweils um rund elf Prozent häufiger von Einkommensverlusten als Erwerbstätige in Normalarbeitsverhältnissen. Auch Eltern waren vergleichsweise stark betroffen: Sie hatten den Angaben zufolge um sieben Prozent häufiger Einkommen eingebüßt als Kinderlose.

Ein weiteres Ergebnis: "Menschen mit Migrationshintergrund leiden spürbar häufiger finanziell unter der Pandemie, unabhängig etwa von ihrem Schulabschluss oder Qualifikationsniveau", wie WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch erklärte. Sie berichteten demnach um rund sechs Prozent häufiger von Einkommensverlusten als Befragte ohne Migrationshintergrund.

"Menschen, die durch Einkommensverluste belastet sind, beurteilen die politische und soziale Situation in Deutschland insgesamt deutlich kritischer", erklärte die Stiftung weiter. "Und sie zeigen sich im Durchschnitt empfänglicher für Verschwörungsmythen zur Pandemie."

Den Angaben zufolge äußerten 40 Prozent der Betroffenen Bedenken, dass Grundrechtseinschränkungen nach der Krise nicht vollständig zurückgenommen würden. 45 Prozent stimmten im Juni der Aussage zu: "Ich kann mir vorstellen, dass die Pandemie von Eliten benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen." Unter den Befragten ohne Einkommensverluste betrugen die Anteile 32 beziehungsweise 36 Prozent.

by DENIS CHARLET