Der Generalvikar des Bistums Limburg, Wolfgang Rösch, ist im Zusammenhang mit dem Tod eines früheren Chefs des dortigen Priesterseminars zurückgetreten. "Mit Datum vom 24. April habe ich unseren Bischof gebeten, mich von den Aufgaben des Generalvikars zu entpflichten", schrieb Rösch in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die Diözese.
Grund für den Rücktritt nach zehn Jahren im Amt seien Erkenntnisse nach dem Suizid des Priesterseminarchefs Christof May im vergangenen Juni. Diesem war zuvor ein "übergriffiges Verhalten" gegenüber Erwachsenen vorgeworfen worden. Bischof Georg Bätzing beauftragte nach Mays Tod nach Angaben Röschs einen externen Juristen, der klären sollte, ob Rösch bereits 2015 Kenntnisse über die Vorwürfe hatte und wie er damit umging.
Die nun vorliegenden Ergebnisse hätten ihm deutlich gemacht, dass er Fehler gemacht habe. "Dafür ziehe ich persönlich Konsequenzen", schrieb Rösch. 2015 habe er von den Vorwürfen erfahren und es sich zur Aufgabe gemacht, diese aufzuklären. Damals habe er ein gemeinsames Gespräch mit einer Betroffenen und May geführt. Dies sei ein Fehler gewesen, weil das Gespräch der Betroffenen nicht gerecht geworden sei.
Nach eigenen Angaben ging Rösch anschließend fälschlicherweise davon aus, dass die Beschuldigungen gegenstandslos waren. Deshalb habe er Bätzing vor Mays Berufung zum Regens und Bischofsvikar nicht auf die Vorwürfe hingewiesen. "Ich bitte alle, die durch mein Fehlverhalten getroffen und verletzt sind, um Verzeihung", schrieb Rösch.
Bätzing bedankte sich nach Angaben des Bistums für die Bitte um Entpflichtung. "Ich habe Respekt dafür, dass er Verantwortung für sein damals fehlerhaftes Handeln übernimmt", erklärte der Bischof am Dienstag. Mit Wolfgang Pax ernannte Bätzing bereits einen Nachfolger für Rösch.
Im vergangenen Juni war May leblos aufgefunden worden. Am Vortag hatte es nach Angaben des Bistums ein Gespräch zwischen Bätzing und May zu "Vorwürfen übergriffigen Verhaltens" gegeben. Anschließend stellte Bätzing ihn von seinen Ämtern frei, "um die Vorwürfe prüfen und aufklären zu können". May war seit dem Jahr 2018 sogenannter Regens im Bistum. Er leitete die Abteilung Personalausbildung. Seit Dezember 2019 war er Domkapitular.
ald/cfm