Armenien und Aserbaidschan haben am Montag der Opfer des Konfliktes um die Region Berg-Karabach vor einem Jahr gedacht. In beiden Kaukasusländern wurden eine Schweigeminute sowie Gedenkzeremonien abgehalten. "Unsere Märtyrer werden für immer in unseren Herzen bleiben", sagte der aserbaidschanische Staatschef Ilham Alijew in einer Rede an die Nation.
In Baku marschierten tausende Soldaten durch die Straßen und trugen Porträts ihrer getöteten Kameraden. "Wenn wir eine neue Bedrohung für unser Volk oder unseren Staat sehen, werden wir den armenischen Faschismus zerschlagen", drohte Alijew in seiner Rede.
In Armenien legte Ministerpräsident Nikol Paschinjan am Morgen Blumen auf Gräber eines Soldatenfriedhofs in der Hauptstadt Eriwan und besuchte anschließend ein Krankenhaus für Kriegsverletzte. "Ich verneige mich im Gedenken an die Toten und ihre Familien", schrieb der armenische Präsident Armen Sarkissian auf Facebook. Bereits am Sonntag hatten rund 3000 Menschen bei einem Marsch durch die armenische Hauptstadt Eriwan der Opfer des Konflikts gedacht.
Am 27. September war der jahrzehntelange Konflikt der beiden ehemaligen Sowjetrepubliken um die Region Berg-Karabach erneut eskaliert. Bei den anschließenden sechswöchigen Gefechten wurden mehr als 6500 Menschen getötet. Die Kämpfe endeten unter Vermittlung Russlands mit einer Waffenstillstandsvereinbarung, bei der Armenien große Gebiete an Aserbaidschan abtreten musste.
Viele Armenier sehe darin eine nationale Demütigung, die sie vor allem Regierungschef Nikol Paschinjan ankreiden. Russland hat rund 2000 Soldaten entsandt, die über die Einhaltung der Waffenruhe in der Region wachen sollen. Die Spannungen sind jedoch nach wie vor hoch. An der Grenze kommt es immer wieder zu Zusammenstößen, die die Angst vor einem erneuten Konflikt nähren.
Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik Berg-Karabach wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.
by Handout