Winni Schäfer (73), einst Trainer beim VfB Stuttgart und Halbfinalist des UEFA-Cups mit dem Karlsruher SC, wechselte vom Spielfeld auf den Zeugenstand des Karlsruher Amtsgerichts. Der Vorwurf: Erpressung. Hier sind die Hintergründe:
Schäfers Rolle als Trainer des Fußballclubs Al-Khor SC in Katar steht im Mittelpunkt. Der Spielerberater Thomas G. (39) hatte den Vertrag 2021 über Schäfers Sohn Sascha ausgehandelt. Thomas G. wurde wegen versuchter räuberischer Erpressung angeklagt. Er soll unter Androhung von Gewalt eine Provision gefordert haben. Schäfer bekam zunächst 100.000 US-Dollar für vier Monate beim arabischen Club. Angeblich zahlte er ein Viertel davon als Provision an Thomas G.s Geschäftspartner in Arabien. Nachdem Schäfer den Klassenerhalt mit dem Team sicherte, erhielt er einen Folgevertrag über 600.000 Dollar. “Wir hatten eine Provision von zehn Prozent für eine mögliche Vertragsverlängerung vereinbart”, sagte Spielerberater Thomas G. Das wären 60.000 Dollar. Schäfer widerspricht und behauptet, die Verlängerung bei Al Khor direkt mit dem Clubpräsidenten ausgehandelt zu haben: “Niemand hat Anspruch auf auch nur einen Dollar.”
Die Staatsanwaltschaft beschuldigte Thomas G., Schäfers Sohn unter einem Vorwand und einem falschen Namen (“Philipp Steurer”) in das Hotel Erbprinz in Ettlingen gelockt und dort bedroht zu haben. Auch der ehemalige österreichische Fußballprofi und Ex-Nationalspieler Markus Kiesenebner (44) war anwesend, gegen den keine strafrechtlichen Vorwürfe erhoben wurden. Schäfers Sohn gab an, dass Thomas G. ihm gedroht habe: “Überweise das Geld. Ich weiß, wo du wohnst. Ich weiß, wo deine Familie wohnt. Ich schicke dir Leute, die machen dich platt.” Er soll auch gesagt haben: “Ich schicke dir Araber, die f…en dich.” Schäfers Sohn verließ sofort den Ort und warnte seinen Vater, niemanden die Tür zu öffnen. Später erstattete er Anzeige bei der Polizei.
Spielerberater Thomas G. wies die Vorwürfe zurück und behauptete, Schäfers Sohn sei während des Treffens impulsiv geworden. Er beleidigte auch den Ex-Fußballer Kiesenebner als “tätowierten Schläger”. Thomas G. sagte: “Ich habe ihn weder berührt noch bedroht.” Markus Kiesenebner bestätigte dies im Zeugenstand. Der Richter spielte Sprachnachrichten vor, die Thomas G. und Ex-Profi Kiesenebner vor dem Treffen ausgetauscht hatten. Darin teilte Thomas G. seinem Freund den Treffpunkt mit und sagte: “Dann können wir das durchziehen. Es könnte ein bisschen Action sein.” Thomas G. behauptete, damit seien nur “rechtliche Schritte” gemeint gewesen. Der Richter konnte nicht eindeutig feststellen, ob es tatsächlich eine Erpressung gegeben hatte – es war ein Fall von Aussage gegen Aussage. Deshalb sprach er den Spielerberater frei.