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Fünf Episoden aus dem Leben der Dolly Buster

Nora Baumberger wird 50 Jahre alt

Sie heißt eigentlich Nora Baumberger und hat, wie es Stefan Raab (52) einmal treffend formulierte, “die Jugend vieler junger Männer begleitet”: Dolly Buster. Der ehemalige Erotikfilm-Star ist ein wahres Multitalent. Sie stand vor und hinter der Kamera, malt Bilder, schreibt Bücher – und wird heute 50 Jahre alt. Fünf Episoden aus dem Leben der Deutsch-Tschechin zeigen, dass das Geburtstagskind bei weitem nicht nur mit ihrer Oberweite von sich reden machte.

Etwa mit ihrem Auftritt im “Dschungelcamp”. In der zweiten Staffel (das war ihm Jahr 2004) hielt es Dolly Buster nicht mal 48 Stunden aus, dann warf sie das Handtuch. Bis heute hält sie damit den Rekord für den schnellsten freiwilligen Camp-Auszug, kein Camper hat bisher schneller die Reißleine gezogen.

Als Grund gab Dolly Buster damals an, dass sie es mit Lästerschwester Desirée Nick (63) nicht länger ausgehalten habe – die gewann am Ende sogar. Weitere Gründe waren zum Beispiel das Dschungelklo. Dem “Spiegel” sagte sie nach ihrem Auszug: “Eine Toilette ohne Tür wie im Dschungelcamp sprengt sämtliche ästhetischen Vorstellungen, die ich habe.”

Nervenkrieg mit Desirée und schwierige Sanitäranlagen: Kein Wunder, dass Dolly Buster es nicht lange in der grünen Hölle Australiens ausgehalten hat. Die Entscheidung zum Auszug dürfte ihr leichtgefallen sein. Zumal sie sich ohnehin nichts von ihrer Teilnahme erwartet hatte: “Ich habe mir keinen beruflichen Aufstieg davon erhofft”, sagte sie dem “Spiegel”.

In einem Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” ließ sie 2010 dann durchblicken, dass sie ihre Teilnahme bereut hat. Damals hatte sie begonnen, ihre Gemälde zu verkaufen und stieß auf Probleme, Galerien zu finden. “Pseudo-Kunst-Galeristen boykottieren mich, wo sie können”, beschwerte sich Dolly Buster, zeigte sich allerdings auch selbstkritisch. Sie habe sich zu Sachen überreden lassen, die sie “eigentlich blöd finde”. Über das “Dschungelcamp” etwa habe sie im Nachhinein gedacht: “Hätte ich das mal nicht gemacht, da macht man sich nur lächerlich.”

Bevor es für sie ins “Dschungelcamp” ging, unternahm Dolly Buster einen Ausflug in ganz andere Gefilde. 2002 machte sie Wahlwerbung für die FDP. Die Freien Demokraten hatten für den Bundestagswahlkampf damals das “Projekt 18” zur Strategie erhoben und wollten ihren Stimmanteil von sechs auf 18 Prozent erhöhen. Um das zu erreichen, führte die FDP einen “Spaßwahlkampf” – der damalige Spitzenkandidat Guido Westerwelle (1961-2016) etwa besuchte den “Big Brother”-Container. Gebracht hat der FDP ihre Strategie mitsamt prominenter Unterstützung allerdings wenig – statt 18 erzielte die FDP 7,4 Prozent.

Für den Wahlkampf gewann die FDP Dolly Buster als Werbefigur für einen Werbespot, der allerdings nicht fürs Fernsehen gedacht war, sondern für Parteitage. In dem Spot fragte der Erotikfilm-Star eingangs: “Denken auch Sie dreimal am Tag an Sex? Dann denken Sie doch lieber gleich an die 18.” In Anlehnung an Telefonsex-Werbung ging der Spot dann so weiter: Wer spenden wolle, der solle Dolly Buster unter einer 0190-Nummer anrufen. In Stefan Raabs “TV total”-Show erklärte sie einige ihrer Beweggründe für die Unterstützung der Partei, etwa deren Eintreten gegen Studiengebühren oder für eine Abschaffung der Wehrpflicht.

“Dschungelcamp”, FDP-Wahlkampf – Dolly Buster hat um die Jahrtausendwende wahrlich wenig ausgelassen, was das deutsche Fernsehen so zu bieten hatte. So auch eine weitere TV-Sensation, die in den Nuller-Jahren über den Teich nach Deutschland schwappte: die US-amerikanische Cartoon-Satiresendung “South Park”.

In der zweiten Staffel der bitterbösen – und für die Zeit hoch skandalösen – Show rund um vier Grundschüler aus dem US-Bundesstaat Colorado übernahm Dolly Buster eine Sprecherinnenrolle für eine Folge, die sich um eine furchtbar entstellte Krankenschwester namens Gollum dreht. Dieser “Schwester Gollum” lieh Dolly Buster ihre Stimme.

Das Beste kommt zum Schluss, heißt es gerne. In diesem Fall kommt das Kurioseste zum Schluss. Im Jahr 2015 kreuzten sich die Wege von Dolly Buster und Deutschlands vielleicht unbeliebtestem Frührentner, Horst Nilges, besser bekannt als “Knöllchen Horst”. Der hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Falschparker anzuzeigen und war damit entsprechend beliebt geworden.

Bei einem Fernsehauftritt hatte Dolly Buster eine Bemerkung über Nilges gemacht – sinngemäß hatte sie gesagt, Nilges’ Hobby verschaffe ihm sexuelle Erregung. Der ließ sich das nicht bieten, und zog vor Gericht. 1500 Euro Schadensersatz wollte “Knöllchen Horst” erstreiten. Seine Mühen waren vergebens, das Amtsgericht Osterode im Harz wies die Klage ab und befand, Dolly Buster habe sich nicht herabwürdigend über Nilges geäußert: Ihre Wortwahl sei ein zu der von ihr verkörperten Rolle (als Erotikfilm-Darstellerin) passender Sprachgebrauch gewesen.

(pcl/spot)

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