Führende Politiker haben den Klimawandel als Gefahr für den Frieden in der Welt bezeichnet. Außenminister Heiko Maas (SPD) warnte in einer Videobotschaft anlässlich der Klimaberatungen des UN-Sicherheitsrats am Dienstag vor einer Verstärkung von Konflikten durch den Klimawandel. Der britische Premierminister Boris Johnson plädierte gemeinsam mit dem Naturforscher David Attenborough für mehr Engagement im Kampf gegen die Erderwärmung. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron unterstützte die von Deutschland geforderte Ernennung eines UN-Sonderbeauftragten für Klimasicherheit.
Maas forderte die UNO auf, den Klimaschutz zu ihrer "obersten Priorität" zu machen. Die Folgen der Erderwärmung erschwerten die Friedenskonsolidierung, betonte der SPD-Politiker. Auch wirkten sie sich "negativ auf soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung aus".
Kein Staat werde vor den Folgen des Klimawandels gefeit sein, warnte Maas weiter. Am meisten würden aber die Ärmsten und Schwächsten leiden, da fragile Staaten unverhältnismäßig stark vom Klimawandel betroffen seien. "Doch wir können und müssen unsere Widerstandsfähigkeit erhöhen. Hierbei spielen die Vereinten Nationen eine zentrale Rolle", unterstrich Maas.
Auch Johnson, der den Vorsitz der virtuellen Beratungen innehatte und dessen Land im November die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow ausrichtet, nannte den Klimawandel eine "Bedrohung für unsere kollektive Sicherheit und die Sicherheit unserer Nationen".
"Ob Sie es mögen oder nicht: Es ist eine Frage der Zeit, wann Ihr Land und Ihre Bevölkerung sich mit den Sicherheitsfolgen des Klimawandels auseinandersetzen muss - nicht ob." Johnson führte als Beispiel Bauern an, die mit klimabedingten Ernteausfällen zu kämpfen hätten und deshalb leichter zu radikalem Protest getrieben werden könnten.
Unterstützt wurde Johnson vom bekannten Natur- und Tierforscher Attenborough, der die Gefahr durch den Klimawandel für die menschliche Zivilisation mit jener durch den Zweiten Weltkrieg verglich. Die Bedrohung durch den Klimawandel spalte die Welt aber nicht, sagte Attenborough. "Diese Bedrohungen sollten uns vereinen, egal von welchem Teil der Welt wir kommen, denn wir sind alle mit ihnen konfrontiert."
Die Veränderungen, welche die Gesellschaften angesichts der Klimawandelfolgen unternehmen müssten, seien zwar "immens", sagte Attenborough. Doch viele der benötigten Technologien seien bereits vorhanden. Darüber hinaus gebe es ein "Ausmaß an öffentlicher Unterstützung und der Forderung nach Handeln" in der Klimakrise, wie er sie in seinem Leben noch nie erlebt habe.
Auch Frankreichs Präsident Macron richtete in seiner Rede das Augenmerk auf die Folgen des Klimawandels für Frieden und Stabilität in der Welt und mahnte, die Themen Klimawandel und Sicherheit als einen Komplex zu betrachten. Ein "Scheitern an der Klimafront" würde die "Bemühungen zur Konfliktverhütung untergraben", warnte er. Die Ernennung eines Sonderbeauftragten für Klimasicherheit könne ein geeignetes Instrument sein, um die internationalen Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel zu koordinieren, sagte der französische Präsident weiter.
Die Schaffung eines solchen Postens war im vergangenen Jahr während der deutschen Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat von Berlin vorgeschlagen worden. Einen entsprechenden Resolutionsentwurf hatte die Bundesregierung jedoch wegen drohender Vetos aus Washington, Moskau und Peking nicht zur Abstimmung in das UN-Gremium eingebracht.
An den virtuellen Beratungen nahmen auch der US-Sonderbeauftragte für Klima, John Kerry, und der chinesische Außenminister Wang Yi teil. Ein UN-Diplomat bezeichnete das Treffen auch als Test für die Beziehungen der USA und Chinas. Der Klimaschutz sei einer der wenigen Bereiche, in denen beide Staaten sich derzeit entgegenkommen könnten. Erst am vergangenen Freitag waren die USA unter Präsident Joe Biden offiziell wieder dem Pariser Klimaabkommen beigetreten.
by Von Philippe RATER und Issam AHMED