Im Jahr 1996 machte sich Autry Stephens mit seiner Big Dog Drilling Co. auf die Suche nach Reichtum in der Ölindustrie. Er hatte nur eine Bohrinsel. Heute, 22 Jahre später, ist er Eigentümer des größten Ölproduzenten in Texas, der sich in Familienbesitz befindet, gemessen am Produktionsvolumen. Endeavor Energy Resources LP hat seinen Sitz in Midland, Texas, und wird derzeit von Exxon und Chevron zur Übernahme umworben. Der Wert des Unternehmens wird mit 15 Milliarden Dollar angegeben. Ein Verkauf in dieser Größenordnung würde zu den 10 größten Geschäften eines privaten Energieunternehmens gehören und Stephens sofort auf die Liste der reichsten Menschen der Welt katapultieren. Endeavor kontrolliert die Bohrrechte auf 329.000 Acres netto im Teilbereich des Midland Basin im Permian Basin von West Texas. Stephens und seine Familie besitzen 100 % von Endeavor.
Das Permian Basin ist die produktivste Ölregion der USA. Der Verkauf von Endeavor stellt eine große Chance für Big Oil dar - das Unternehmen verfügt über einen der letzten großen Grundbesitzungen im Permian Basin, die sich in privater Hand befinden. Die Grundstückswerte in dieser Region sind in letzter Zeit stark gestiegen. Ein Verkauf von Endeavor könnte Stephens ein Vermögen von 14 Milliarden Dollar bescheren und ihn zu einem der 100 reichsten Menschen der Welt machen. Damit wäre er auch der reichste Ölmagnat der USA - noch vor Harold Hamm von Continental Resources und George Kaiser von Kaiser-Francis Oil Co.
Stephens wuchs auf einer Wassermelonen- und Erdnussfarm in Zentraltexas auf. Die Möglichkeit, an exotischen Orten zu arbeiten, zog ihn in die Ölindustrie, nachdem er an der University of Texas in Austin einen Abschluss in Erdöltechnik gemacht hatte. Er arbeitete für Humble Oil (heute Teil von Exxon), das Army Corps of Engineers und eine lokale Midland Bank. Bei der Bank beschloss er 1979, die Karriere in einem Unternehmen zu beenden. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte entwickelte er sich von einem angestellten Ingenieur, der so gut wie nichts besaß, zu einem Ölmagnaten, der Bohrrechte aufkaufte und in die Bereiche Trucking, Bohrlochservice und Bauwesen einstieg. Er verwendete alle Gewinne, um mehr Land zu kaufen.
Während der Finanzkrise 2008 zwang eine Gruppe von Banken Endeavor, innerhalb von sechs Monaten 100 Millionen Dollar zurückzuzahlen. Stephens musste bis auf eine Handvoll seiner Bohrinseln alle stilllegen. Das macht die heutige Bewertung von Endeavor umso beeindruckender.
Stephens trat auch in der TruTV-Dokumentarserie Black Gold auf. Er trat in Staffel 2 auf, in der es um Arbeiter auf einer Big-Dog-Bohranlage ging, die versuchten, vier Bohrungen in 50 Tagen abzuschließen.
Endeavor hat weniger als 2 % seiner Flächen im Midland Basin mit Horizontalbohrungen erschlossen - die Technik, die dazu beigetragen hat, die Zeit der Rekord-Ölproduktion in den USA einzuläuten. Endeavors riesige Menge an unerschlossenem Land ist ein großer Anreiz für potenzielle Käufer. Natürlich bedeutet die schiere Größe des Landbesitzes des Unternehmens, dass potenzielle Käufer auf die tiefen Taschen von Big Oil beschränkt sind.
In Wirklichkeit ist Exxon der logischste Käufer für Endeavor. Das Unternehmen ist zahlungskräftig, konzentriert sich auf das Permian Basin und hat in der Vergangenheit Joint Ventures mit Stephens durchgeführt. In der Tat ist Exxon der aktivste Bohrer im Permian Basin. Stephens ist jedoch nicht unbedingt auf einen Käufer aus. Er und seine Familie würden es vorziehen, Endeavor im nächsten Jahr an die Börse zu bringen, so dass sie die Kontrolle über das Unternehmen behalten könnten.
