Endlich Frieden? Wenn es um ein Ende des Konflikts in der Ukraine geht, sind sich die Experten ziemlich uneinig. Im Zirkel von Wladimir Putin im Kreml geht man offenbar von einer längeren Dauer des Konflikts aus. Nicht umsonst hat sich der Diskurs des russischen Präsidenten und seiner Anhänger in den vergangenen Wochen weiter zugespitzt. Zuletzt gab es erneut Atomdrohungen und Warnungen vor roten Linien bei den Waffenlieferungen an die Ukraine. Doch auch internationale Experten scheinen sich nicht einig zu sein, wann der Konflikt tatsächlich beendet werden könnte. Lesen Sie hier, wann der Krieg wirklich vorbei sein könnte:
Zuletzt hatte Putin bei seinem Auftritt zum 80. Jahrestag das Sieges in Stalingrad erneute Drohungen gegen den Westen ausgestoßen. Dabei drohte er vor allem Deutschland wegen der Panzerlieferungen an die Ukraine indirekt mit dem Einsatz von Atomwaffen. Mit seinem nach außen hin rücksichtslosen Auftreten will Putin offenbar die wachsende Anzahl an Zweiflern im eigenen Land hinter sich versammeln. Wie der bulgarische Politologe Ivan Krastev bei einem Interview mit dem Stern vermutet, Wolle Putin bei der eigenen Bevölkerung das Narrativ verbreiten, dass Russland wegen der Probleme auf dem Schlachtfeld in der Ukraine nicht nur gegen sein Nachbarland sondern gegen die gesamte NATO kämpfe. Bisher erscheint diese Strategie aufzugehen, da sich in Russland noch immer kein großer Widerstand bildet, obwohl viele Menschen durch die Krise und die Mobilisierung der Reservisten unzufrieden mit Putin sind. Kurioserweise bietet Putins Krieg gegen die Ukraine vor allem gescheiterten und ausgestoßenen Existenzen neue Aufstiegschancen, indem sie für Putin an der Front kämpfen. Nicht so rosig sieht es dagegen für die Eliten aus, denen die Sanktionen des Westens hart zusetzen.
Trotzdem sind vor allem amerikanische Experten sicher, dass Wladimir Putin den Konflikt in der Ukraine unmöglich gewinnen kann. So erklärt der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama, dass der Angriff auf die Ukraine ein gewaltiger Fehler gewesen sei. In einem Interview bezeichnete der renommierte Wissenschaftler der Stanford Universität diese Aktion sogar als größten strategischen Fehler, den er je von einem Politiker gesehen habe. Der Forscher glaubt, dass der Krieg in der Ukraine noch in diesem Jahr mit einem Sieg der Verteidiger enden wird. “Putins Niederlage ist nur eine Frage der Zeit“, zeigt sich Fukuyama für die Zukunft optimistisch. Dazu sei es allerdings notwendig, dass die westlichen Verbündeten der Ukraine weiter beistehen und mit den Waffenlieferungen fortfahren. Nach Fukuyamas Meinung rücke das Ziel eines Kriegsendes dann näher, wenn Russland die Gefahr sieht, dass die vor fast 9 Jahren annektierte Halbinsel Krim von der Ukraine zurückerobert werden könnte. Allerdings gibt es auch andere Experten, wie beispielsweise den Politologen Wolfgang Merkel, der ernsthaft auch eine Niederlage der Ukraine als Möglichkeit sieht. Auf die Dauer könnten der Ukraine nach Merkels Meinung die Soldaten ausgehen, was dann zu einem Sieg Russlands führen könnte. Am Ende bleibt wohl nichts anderes übrig, als zu beobachten, wie sich diese Situation weiterentwickelt.
