“Ich liebe guten Klang”
Schauspieler Frederick Lau (31, “Victoria”) hat seine ganz eigene Methode, um in Drehpausen abzuschalten: Er zieht sich zurück und widmet sich Hörbüchern. “Ich ziehe meine Kopfhörer mit Noise-Cancelling auf und tauche ab. Ich liebe es, im Kopf zu verreisen. Das ist ja, wie ein gutes Buch zu lesen,” erklärt er im Interview. “Und wenn du dann noch eine gute Stimme dabei hast, dann ist das etwas ganz Besonderes.”
Derzeit höre er beispielsweise von Stephen Hawking verschiedene Sachen über das Universum. “Das Universum fasziniert mich total. Letztens habe ich auch etwas über die Relativitätstheorie gehört und dachte mir, dass ich teilweise kein Wort verstehe. So etwas weckt mein Interesse dann ganz besonders und ich habe total großen Respekt vor den Leuten, die das alles checken.”
Er höre auch gerne Sherlock Holmes, sagt Lau. “Diese Hörbücher liebe ich, sie sind richtig gut und auch immer mit einer geilen Stimme erzählt.” Musik präge sein Leben seit seiner Kindheit, erklärt Lau weiter. “Das Schöne ist, dass sie genauso wie Gerüche unterbewusst etwas mit dir anstellen. Das hat nicht nur banal etwas mit Euphorie und Freude zu tun, da gibt es noch ganz viel mehr.” Er höre immer noch die gleichen Radiosender, die er mit seinem Vater gehört habe. “Das ist so 60er-, 70er-Jahre Zeug. Ich habe zwei Oldtimer und ich fahre mit denen auch nur auf solche Musik. Das passt einfach.”
Lau, der im zweiten Jahr Testimonial für Lautsprecher Teufel ist, achtet beim Hören von Musik und Hörbüchern auf eine gute Soundqualität. “Ich wollte mit Teufel mal quatschen, dass sie mir vernünftige Boxen in mein Auto bauen, weil meine echt schäbig sind. Ich liebe guten Klang, ich finde das total wichtig. Das ist ja genau so, als wäre das Bild ganz verwackelt. Wenn ich tanzen gehe, gehe ich deswegen auch am liebsten ins Berghain, weil die Musikanlage dort so geil ist. Das macht etwas, da kannst du echt wegfliegen.”
Beruflich muss sich Frederick Lau wie viele seiner Schauspielkollegen derzeit an die veränderte Atmosphäre an Filmsets gewöhnen. Mitte Juli konnte er die Dreharbeiten zur Bestsellerverfilmung “Generation Beziehungsunfähig” abschließen, zwischen März und Juni mussten sie aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen werden. Im März 2021 soll der Film in die deutschen Kinos kommen. “Es ist alles noch ein bisschen strange,” gibt Lau rückblickend auf die Arbeiten unter Corona-Auflagen zu. “Ich verstehe das natürlich, wenn du die ganze Zeit deinen eigenen Atem einatmest, dass dich das dann irgendwann mächtig nervt. Aber trotzdem haben wir das ganz gut hinbekommen.” Ihm sei es wichtig gewesen, Helena Hufnagel, der Regisseurin des Films, ins Gesicht gucken zu können. “Man muss mit Leuten kommunizieren und die Gesichter kommunizieren mit. Sie hatte zum Glück ein Visier auf, das hat dann besser funktioniert, als ich gedacht hätte.”
Die Zusammenarbeit mit Kollegin Luise Heyer (35), die im Film seinen Gegenpart spielt, war für Lau besonders. “Ich habe lange nicht mehr mit so einer großen Schauspielerin zusammengearbeitet – bei der du dich echt freust, ihr ins Gesicht zu gucken und Szenen zu spielen. Sie ist eine besondere Frau, und hat vor allem eine Unnahbarkeit, aber trotzdem totale Sensibilität, und das hat mir Riesenspaß gemacht.” Es werde “ein richtig toller Film,” ist sich der Schauspieler sicher. Er glaube auch, dass er “rougher” als das Buch sei. “Er ist exzessiv – so wie die Jugend oder unsere Generation ist.”
Im Film stehen die bindungsunwilligen Großstädter Micha (Frederick Lau) und Ghost (Luise Heyer) im Mittelpunkt, die sich durch ihren Status “beziehungsunfähig” das gegenseitige Kennenlernen schwer machen – eine Tatsache, die die heutige Beziehungs- und Datingwelt prägt. Er selbst sei verheiratet und habe drei Kinder und sei daher vielleicht kein gutes Beispiel, sagt Lau. “Aber wenn ich so in meinen Freundeskreis gucke… Natürlich spielt es eine Rolle, dass sowohl Nachfrage als auch Angebot so groß sind.”
Durch Instagram oder Tinder habe man direkt die Möglichkeit, aus der Fülle an schönen Menschen je nach Gefallen auszuwählen. “Es ist dadurch nicht mehr so, dass du dich auf Menschen und die Liebe einlässt. Und ich glaube, dass diese Schnelllebigkeit einfach in unserer Generation so gegeben ist. Alles passiert ganz schnell, man nimmt sich nicht mehr wirklich Zeit.”
In einem gewissen Alter werde es seiner Meinung nach dann immer schwieriger, sich zu verlieben. “Man geht mit immer mehr Zweifel in eine Beziehung oder verliebt sich nicht oder kann sich nicht mehr so offen und naiv hingeben. Die Naivität geht irgendwie verloren.” Die Fragen nach einem veränderten Beziehungsverständnis werden vor allem die jüngere Generation weiter beschäftigen. “Die Älteren sind mit einem ganz anderen Werteverständnis groß geworden, mit einem ganz anderen Familienkonzept. Ich glaube, vielleicht ist dieses Konzept Ehe – oder sagen wir mal, klassische Beziehungen zu führen nach dem christlichen Glauben – mittlerweile ein bisschen überholt.”