In einer in Afghanistan seltenen Aktion haben etwa 25 Frauen in Kabul gegen die internationale Anerkennung der radikalislamischen Taliban-Regierung und für mehr Frauenrechte demonstriert. Die Demonstrantinnen liefen am Samstag durch ein Wohngebiet der Hauptstadt und riefen Sprechchöre wie "Afghanisches Volk, Sklaven der Taliban" sowie "Wir werden kämpfen, wir werden sterben, wir holen uns unsere Rechte zurück."
Kein Land der Welt hat bislang die Taliban-Regierung formell anerkannt. Diese hatte im August 2021 unmittelbar nach dem chaotischen Rückzug der US-Armee aus Afghanistan ein zweites Mal in wenigen Jahrzehnten die Macht übernommen.
Diplomaten, NGOs und Hilfsorganisationen sind über der Frage der diplomatischen Anerkennung der Taliban gespalten. Einige glauben, die Taliban könnten zu einer Lockerung der Restriktionen gegen Frauen gebracht werden, wenn ihnen die Anerkennung in Aussicht gestellt werde. Andere - wie auch die Demonstrantinnen - argumentieren, jede Diskussion darüber würde den Taliban bereits eine gewisse Legitimität verleihen und sie in ihrem rigiden Vorgehen bestärken.
Seit der Machtübernahme der Taliban werden Frauen konsequent aus dem öffentlichen Leben in Afghanistan gedrängt und ihre Rechte immer weiter beschnitten. Neben einem weitreichenden Beschäftigungsverbot ist Frauen auch der Zugang zu weiterführenden Schulen und Parks untersagt.
Laut Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) lebten 2022 schätzungsweise mehr als die Hälfte aller Afghanen unterhalb der Armutsgrenze.
loc/jes