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Franzosen zum zweiten Mal im Lockdown

Regierung will "brutale" zweite Welle stoppen

Telearbeit und verriegelte Geschäfte und Restaurants: Frankreich ist zum zweiten Mal in diesem Jahr im landesweiten Corona-Lockdown. Seit Freitag müssen die Bürger überwiegend zuhause bleiben. Allerdings bleiben anders als im Frühjahr die meisten Kindergärten, Schulen und viele Wirtschaftszweige offen. Wie AFP-Reporter berichteten, wurden die Auflagen weitgehend eingehalten.

Nur eine Stunde täglich Zeit fürs Einkaufen, den Gang zum Arzt oder einen Spaziergang im Umkreis von einem Kilometer um die Wohnung: Wie schon zwischen März und Mai müssen die Franzosen beim Verlassen des Hauses der Polizei bei Kontrollen ausgefüllte Bescheinigungen vorlegen, sonst droht ein Bußgeld von 135 Euro.

Anders als im Frühjahr können die Bürger aber ihre Kinder zur Schule bringen, Selbstständige können zur Arbeit gehen und auch wichtige Sektoren wie der Bau oder große Firmen laufen weiter. Damit will die Regierung einen neuen Wirtschaftseinbruch wie im Frühjahr verhindern - sie rechnet derzeit mit einer Rezession von elf Prozent in diesem Jahr, das ist doppelt so viel wie in Deutschland.

Vor Beginn des Lockdowns in der Nacht zu Freitag hatten sich viele Franzosen mit Toilettenpapier, Nudeln und neuen Computern fürs Home Office eingedeckt, zu dem viele Arbeitnehmer nun verpflichtet sind. Im Pariser Großraum bildeten sich am Donnerstagabend Staus von zusammen mehr als 700 Kilometern, da viele Menschen versuchten, die Hauptstadt zu verlassen.

Regierungschef Jean Castex und Gesundheitsminister Olivier Véran hatten die Lage zuvor "brutal" genannt. Véran sagte, aktuell seien nach Schätzungen eine Million Menschen in Frankreich infiziert. Die offiziellen Tests bilden damit nur einen Bruchteil des Pandemiegeschehens ab, die Teststrategie der Regierung gilt vielen Experten als gescheitert.

Zuletzt wurden fast 48.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet - knapp unterhalb dem bisherigen Höchststand von gut 50.000. Die Zahl der Todesfälle stieg über 36.000, die Intensivstationen der Krankenhäuser waren landesweit zu mehr als 60 Prozent ausgelastet.

Der Lockdown soll am 1. Dezember enden, sollte sich die Lage entspannen. Restaurants, Bars und alle nicht unentbehrlichen Geschäfte müssen schließen, ebenso wie Kinos und andere Veranstaltungssäle. Private Treffen sollen auf die Kernfamilie beschränkt bleiben.

Präsident Emmanuel Macron hatte den Lockdown am Mittwochabend im Fernsehen angekündigt. Die massiv gestiegenen Infektionszahlen machten ein "brutales Bremsmanöver" unausweichlich, sagte er.

by Von Pierre DONADIEU