Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der 42-Jährige habe Husten und leide unter starker Erschöpfung, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Donnerstagabend dem Sender BFMTV. Nach Angaben des Elysée-Palasts hat der Präsident auch Fieber und wird sich eine Woche lang isolieren. Eine Reihe von Spitzenpolitikern, die Macron kürzlich getroffen hatten, begaben sich in Quarantäne - darunter die Regierungschefs von Spanien und Portugal, Pedro Sánchez und Antonio Costa. Bei beiden fielen Tests auf das Virus negativ aus.
Macron wurde nach Angaben seines Büros direkt nach dem "Auftreten erster Symptome" getestet. "Er wird weiter arbeiten und seine Tätigkeiten aus der Distanz sicherstellen", betonte der Elysée-Palast. Kurz nach dem positiven Testergebnis nahm Macron per Videoschalte an einer Diskussion zur Entwicklungspolitik teil.
Eine geplante Reise in den Libanon vor Weihnachten sagte er dagegen ab. Am Donnerstagabend verließ er den Elysée-Palast und begab sich nach Angaben seines Büros ins Jagdschlösschen La Lanterne in Versailles.
"Werde bald wieder ganz gesund", wünschte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihrem Duzfreund Macron nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter. Merkel hatte Macron Ende vergangener Woche beim EU-Gipfel in Brüssel getroffen, wurde danach aber negativ auf Corona getestet. Ein Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag in Berlin soll nun dennoch virtuell stattfinden.
Wegen der Vielzahl von Macrons Kontakten ist unklar, wo er sich angesteckt haben könnte. Aus Regierungskreisen hieß es, Macron habe sich vermutlich während des EU-Gipfels in Brüssel Ende vergangener Woche angesteckt.
Am Montag empfing Macron unter anderem EU-Ratspräsident Charles Michel im Elysée-Palast und traf Spaniens Ministerpräsident Sánchez bei einem Festakt zum 60-jährigen Bestehen der OECD in Paris. Dessen Büro teilte am Donnerstag mit, Sanchéz sei negativ auf das Virus getestet worden. Dennoch werde er vorsorglich bis zum 24. Dezember in Quarantäne bleiben.
Am Mittwoch leitete Macron in Paris die Kabinettssitzung und empfing den portugiesischen Regierungschef Costa. Auch bei Costa fiel nach Angaben seines Kabinetts am Donnerstag ein Test auf das Virus negativ aus, dennoch werde er sich vorläufig isolieren. Später am Mittwoch aß Macron mit mehreren Regierungsmitgliedern, unter anderem Premierminister Jean Castex, zu Abend.
Castex sowie Macrons 67-jährige Frau Brigitte begaben sich in Quarantäne. Beide sind nach Angaben ihrer Büros symptomfrei, Brigitte Macron wurde inzwischen negativ auf das Virus getestet. Auch Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel begab sich wegen seines Kontakts zu Macron beim EU-Gipfel vorsorglich in Quarantäne.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übermittelte Macron seine Genesungswünsche in einem handschriftlichen Brief, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich "besorgt" um Macron und wünschte ihm eine "schnelle Genesung".
Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wünschte Macron eine "rasche Genesung". Die 62-Jährige hatte am Sonntagabend mit Macron in Brüssel zu Abend gegessen. Sie wurde aber am Montag negativ auf Corona getestet.
In Frankreich steigt die Zahl der Neuinfektionen derzeit wieder an. Am Donnerstagabend meldete die nationale Gesundheitsbehörde 18.254 positiv Getestete binnen 24 Stunden. Virologen warnen wegen der bevorstehenden Feiertage bereits vor einer dritten Welle.
Durch den strikten Lockdown seit Ende Oktober waren die Neuinfektionen in Frankreich zunächst deutlich gesunken, auch der Druck auf die Krankenhäuser ließ deutlich nach. Seit Ende November sind deshalb alle Geschäfte wieder offen, seit Dienstag dürfen sich die Franzosen zudem wieder landesweit bewegen.
by Von Laurence BENHAMOU und Stuart WILLIAMS