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Frankreichs Präsident bemüht sich um Entspannung mit Algerien

Macron betont herzliche Beziehung zu Präsident Tebboune

Nach erheblichen Spannungen zwischen Frankreich und Algerien hat der französische Präsident Emmanuel Macron nun versöhnliche Töne angeschlagen. "Ich habe größten Respekt vor dem algerischen Volk und sehr herzliche Beziehungen zu Präsident (Abdelmajid) Tebboune", sagte Macron am Dienstag dem Sender France Inter. "Ich wünsche mir, dass die Lage sich wieder beruhigt, denn es ist besser, miteinander zu sprechen und voranzukommen", fügte er hinzu.

Es gäbe viele Franzosen, deren Geschichte eng mit Algerien verbunden sei. Deswegen müsse man sich der Geschichte mit all ihren Aspekten stellen, sagte Macron. "Das ist nicht ein diplomatisches Problem, sondern in erster Linie ein französisches Problem", fügte er hinzu. Angesichts vieler noch offener Wunden sei es nötig, mit Bescheidenheit und Respekt zu handeln.

In den vergangenen Wochen hatte es aus verschiedenen Gründen starke Verstimmungen zwischen beiden Ländern gegeben. Zum einen hatte Frankreich angekündigt, nur noch halb so viele Visa für Algerier auszustellen wie bisher. Damit sollte Algerien bewogen werden, die Rückführung von Migranten ohne Aufenthaltserlaubnis zuzulassen.

Anschließend hatten kritische Bemerkungen Macrons zur algerischen Regierung und deren Umgang mit der französischen Kolonialvergangenheit Ärger ausgelöst. Algerien hatte seinen Botschafter aus Paris zurückgeholt und französischen Militärmaschinen den Überflug verweigert.

Macron ist der erste Präsident Frankreichs, der den Algerienkrieg nicht miterlebt hat, der 1962 mit der Unabhängigkeit endete. Er bemüht sich seit langem um eine Entspannung im Verhältnis zu Algerien. Im März hatte er öffentlich anerkannt, dass der algerische Anwalt Ali Boumendjel 1957 von der französischen Armee gefoltert und getötet worden sei - ein wichtiger symbolischer Akt. Die Regierung in Algier erwartet aber darüber hinaus ein öffentliches Eingeständnis von Kriegsverbrechen, die Frankreich aus ihrer Sicht während der 130 Jahre dauernden Kolonialzeit begangen hat.

by Michel Euler