Frankreich setzt nach dem Putsch im westafrikanischen Niger die Evakuierung von eigenen Staatsbürgern und Menschen anderer Länder fort. Laut Außenministerin Catherine Colonna landete in der Nacht zu Mittwoch gegen 01.30 Uhr eine erste Maschine mit 262 Passagieren an Bord auf dem Flughafen Roissy Charles de Gaulle in Paris. Insgesamt sind vier Flüge ab dem Flughafen der nigrischen Hauptstadt Niamey geplant. Bis Mittwochmittag soll die Evakuierung den französischen Behörden zufolge abgeschlossen sein.
An Bord des bereits in Paris gelandeten Airbus A330 befanden sich dem Außenministerium zufolge vor allem Franzosen, aber auch Nigerianer, Portugiesen, Belgier, Äthiopier und Libanesen. Mit dem zweiten Flugzeug sollen auch Deutsche aus Niger ausgeflogen werden.
Am Dienstag hatte das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für den Sahel-Staat herausgegeben und allen Deutschen zur Ausreise geraten. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dankte der französischen Regierung für das Angebot, Deutsche mit auszufliegen.
Die Evakuierung sei "gut organisiert" und schnell gewesen, sagte Bernard, der für die Europäische Union im Niger gearbeitet und sich nur mit dem Nötigsten auf den Weg gemacht hatte, der Nachrichtenagentur AFP. Insgesamt sind laut der französischen Regierung 1200 Franzosen im Niger registriert, von denen 600 angegeben hatten, nach Frankreich zurückkehren zu wollen.
Derweil sind im Niger die Land- und Luftgrenzen zu fünf Nachbarstaaten wieder geöffnet worden. Einer der Putschisten erklärte am Dienstag im nationalen Fernsehen, dass die Grenzen zu Algerien, Burkina Faso, Libyen, Mali und dem Tschad "ab heute" wieder offen seien. Am Abend des Putsches waren alle Grenzen geschlossen worden.
In der vergangenen Woche hatten Militärs in Niger den seit 2021 amtierenden Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt. Ende der Woche erklärte sich dann der bisherige Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, zum neuen Machthaber.
Unterdessen steigt der internationale Druck auf die Putschisten. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) hatte bereits am Sonntag Sanktionen gegen die selbsterklärten Machthaber verhängt. Sie forderte, den von den putschenden Militärs festgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum wieder einzusetzen, und drohte auch mit dem "Einsatz von Gewalt".
Am Dienstag kündigten die Militärchefs der Ecowas an, sich von Mittwoch bis Freitag in der nigerianischen Hauptstadt Abuja zu treffen, um über den Staatsstreich in Niger zu sprechen. Unter der Leitung des ehemaligen nigerianischen Staatspräsidenten Abdulsalami Abubakar will die Delegation am Mittwoch dafür in den Niger kommen.
lt/oer