Wissenschaftler sind seit Jahren uneins über die Ökobilanz von Elektroautos - Forscher aus den Niederlanden haben ihnen nun geringere CO2-Emissionen zugesprochen als bislang angenommen. In einer am Montag vorgestellten Studie im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion errechnete die Technische Universität Eindhoven (TUe) für neue E-Autos eine über den gesamten Lebenszyklus um 54 bis 82 Prozent geringere CO2-Bilanz als für vergleichbare Verbrenner.
"Ordentliche Berechnungen zeigen, dass Elektrofahrzeuge bereits heute weniger als die Hälfte der Treibhausgase ihrer mit fossilen Brennstoffen betriebenen Pendants ausstoßen", erklärten die Forscher. Sie kritisierten frühere Studien wegen ihrer Ansicht nach überholter Modellannahmen bei der CO2-Berechnung.
So könnten die bislang verwendeten Energieverbrauchswerte für die Batterieherstellung "mehr als halbiert werden" und auch "die bisher angenommene Batterielaufzeit von 150.000 Kilometern ist deutlich unterschätzt". Die TUe ging für ihre eigenen Berechnungen demnach davon aus, dass die Batterien moderner E-Autos im Schnitt 250.000 Kilometer lang halten. Die Studienautoren kritisierten außerdem unrealistisch niedrige Angaben von Herstellern zum Spritverbrauch und verwiesen auf ökologische Verbesserungen beim deutschen Strommix in den kommenden 20 Jahren.
In ihrer Studie ermittelten die Forscher in drei Modellvergleichen mit ähnlichen Diesel- oder Benzin-Pkw die Einsparungen aktueller Elektroautos pro Kilometer. Die E-Autos wiesen bei der Herstellung zwar aufgrund ihrer Batterie erwartungsgemäß eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz auf, punkteten dafür aber beim Betrieb. Zwischen 11.000 und 30.000 Kilometer Laufleistung benötigen die Beispielfahrzeuge laut Modellrechnung, "um die Batterie 'zurückzuzahlen'" - also den Nachteil der energieintensiven Batterieproduktion auszugleichen.
"Ich denke ja, dass der Einsatz von Autobatterien in Europa daran gekoppelt werden sollte, dass sie mit Ökostrom hergestellt werden", erklärte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer und verwies auf entsprechende Anstrengungen von Autobauern wie Tesla in Brandenburg. Als problematisch sah Krischer allerdings an, "dass es noch großer Anstrengungen bedarf", die benötigte Menge Ökostrom zu liefern.
"Natürlich ist Rad- und Zugfahren klimafreundlicher, aber wenn es nicht ohne Auto geht, ist das Elektroauto fürs Klima viel besser als Benziner oder Diesel", kommentierte er die Ergebnisse der Forscher. "Bei Studien aus den letzten beiden Jahren habe ich mich oft gefragt, was die Autoren geritten hat, dass das Elektroauto so schlecht weggekommen ist", kritisierte der Grünen-Politiker.
Dabei verwies er unter anderem auf eine Ifo-Studie aus dem vergangenen Jahr, derzufolge Elektroautos während der Produktion und Laufzeit im schlimmsten Falle 28 Prozent mehr CO2 ausstoßen als ein Dieselauto. "Da hatte man eher den Eindruck, dass da jemand auf der Mission ist, den Verbrenner zu retten", erklärte Krischer.
by John MACDOUGALL