Mehr als vier Monate nach den ersten Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie scheint der Negativtrend am Arbeitsmarkt "weitgehend gestoppt": Die Arbeitsagenturen erwarten, dass das Gröbste vorerst geschafft ist, erklärte am Dienstag das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer stieg so stark an wie nie seit Beginn der Erhebung 2008.
"Der Arbeitsmarkt hat den immensen wirtschaftlichen Schock bisher vergleichsweise gut verkraftet", erklärte IAB-Experte Enzo Weber. Geholfen hätten dabei die Stützungsmaßnahmen der Politik - und dass die Restriktionen für die Wirtschaft aufgrund der deutlich gesunkenen Covid-19-Infektionszahlen zügig wieder gelockert worden seien.
Das derzeitige Niveau des Arbeitsmarktbarometers von 97,7 Punkten sei zwar "nach wie vor schwach", erklärte das IAB. Es deute aber auf keine gravierenden Verschlechterungen in den kommenden Monaten mehr hin.
"Um die Kriseneffekte am Arbeitsmarkt wieder wettzumachen, bräuchte man aber eine stärkere Einstellungsdynamik", erläuterte Weber. Auch bestünden für den weiteren Verlauf nach wie vor wirtschaftliche Risiken, wenn sich das Infektionsgeschehen wieder verschärfen sollte. Unabhängig davon würden vermehrte Insolvenzen nach dem Ende der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht am 30. September drohen.
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: einer zur Vorhersage der Arbeitslosenzahlen in den nächsten drei Monate und einer zur Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Die Daten basieren auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen. Die Skala reicht von 90 Punkten für eine sehr schlechte Entwicklung bis zu 110 Punkten für eine sehr gute Entwicklung.
by INA FASSBENDER