Der Schaden an einer Gaspipeline zwischen Estland und Finnland wurde nach Angaben der finnischen Behörden vermutlich durch den Anker eines chinesischen Frachtschiffs verursacht. Risto Loh von der finnischen Polizei sagte am Dienstag bei einer Pressekonferenz, ein sechs Tonnen schwerer Anker sei am Morgen aus dem Meer geborgen worden.
Die Polizei veröffentlichte auch Fotos von mutmaßlichen Schleifspuren des Ankers auf dem Meeresgrund. Der schleifende Anker prallte den Angaben zufolge vermutlich mit der Ostsee-Pipeline Balticconnector zusammen und wurde dabei von dem Frachter "Newnew Polar Bear" abgerissen.
Der unter der Flagge Hongkongs fahrende Frachter habe die Gegend zum Zeitpunkt des Vorfalls offenbar durchfahren, sagte Lohi. Die Polizei versuchte demnach, mit dem Kapitän des Schiffs in Kontakt zu treten, bekam aber keine Antwort. Die Polizei konnte den Frachter auch nicht untersuchen, weil er sich inzwischen in russischen Gewässern befindet.
Lohi sagte aber, es gebe Berichte über Beobachtungen, denen zufolge der Anker am linken Bug der "Newnew Polar Bear" zu fehlen scheine. Der Polizeivertreter wollte nicht darüber spekulieren, ob es sich um einen Unfall oder um Sabotage handelt.
Die finnischen Ermittler hatten die "Newnew Polar Bear" bereits am Freitag mit dem Vorfall in Verbindung gebracht. "Die Bewegungen des Schiffes 'Newnew Polar Bear', das unter der Flagge von Hongkong fährt, stimmen mit dem Zeitpunkt und dem Ort der Beschädigung der Gaspipeline überein", erklärten sie. Demnach wurde ein "kürzlich gebildeter großer Erdklumpen, der wahrscheinlich ein extrem schweres Objekt enthält, auf dem Meeresboden gefunden".
Die Ostsee-Pipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland war am 8. Oktober wegen eines Druckabfalls geschlossen worden. Die Reparatur an der Pipeline wird nach Angaben des Betreibers mindestens fünf Monate dauern. Die Pipeline war 2019 in Betrieb genommen worden und seit dem Stopp der Erdgas-Importe aus Russland im Mai 2022 infolge des Ukraine-Krieges die einzige Leitung, über die Finnland Gas importieren konnte.
Der Schaden an der Pipeline weckt Erinnerungen an die Beschädigung der Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 bei einer Reihe von Unterwasserexplosionen im September 2022. In Deutschland, Schweden und Dänemark wurden in dem Fall Ermittlungen aufgenommen, die allesamt noch nicht abgeschlossen sind.
fs/kas