Promis ziehen besser
Die Jubiläumsstaffel von “Big Brother” geht heute (18. Mai, ab 22 Uhr, live in Sat.1) zu Ende. Welche/r Bewohner/in kann sich nach 100 Tagen totaler Überwachung über 100.000 Euro freuen? Cedric, Gina, Pat, Philipp, Rebecca und Vanessa kämpfen um den Sieg. Das große Comeback der Realityshow, das seit Anfang Februar ausgestrahlt wurde, fand jedoch kaum Anklang bei den TV-Zuschauern. Da konnte auch Promibesuch nicht helfen. Am meisten Wirbel verursachte noch die Coronavirus-Pandemie…
Die Einschaltquoten von “Big Brother” schwächelten von Anfang an. Sowohl die Entscheidungs-Liveshows als auch der 19-Uhr-Slot im Vorabendprogramm zogen kaum Zuschauer an. Bereits nach einer Woche wurde im Netz über einen vorzeitigen Abbruch der Realityshow gemutmaßt. Doch der Sender blieb dem Format treu: “Das Experiment ‘Big Brother’ 2020 ist auf 100 Tage angesetzt, und dieser Zeitraum bietet ein hohes Entwicklungspotenzial”, hieß es im Februar von Senderseite auf Nachfrage von spot on news.
“Wir freuen uns auf die weiteren Entwicklungen in Glas- und Blockhaus”, gab sich Sat.1 damals zuversichtlich und reagierte immer wieder mit Regeländerungen, um Schwung in das Reality-TV-Format zu bringen. Doch auch diverse Anpassungen, wie unter anderem das Einführen von Spielen sowie neue Regeln bei der Nominierung und dem Voting, konnten die Einschaltquoten nicht aus dem Keller holen.
Etwas Wirbel rund um “Big Brother” kam auf, als sich die Coronavirus-Pandemie in Deutschland und der Welt zuspitzte. Am 17. März wurden die Bewohner in einer speziellen Live-Sendung von Moderator Jochen Schropp (41) und Sendungsarzt Andreas Kaniewski über die aktuelle Lage aufgeklärt. Die Bewohner reagierten mit Schock und Tränen. In Video-Botschaften rieten Freunde und Familien den Kandidaten, im TV-Container zu bleiben, dort seien sie am sichersten aufgehoben. Ein wohl gemerkt kurzes Strohfeuer im “Big Brother”-Verlauf.
Ein weiterer Schachzug, der bei “Big Brother” nicht aufging: Promibesuch sollte die Otto Normalbürger aus ihrer Langeweile befördern. So zog etwa Anfang März Menowin Fröhlich (32), “DSDS”-Zweiter von 2010 und 2015 Kandidat bei “Promi Big Brother”, in den TV-Container. Nach rund zwei Wochen verließ er aufgrund der Covid-19-Pandemie die Show freiwillig. “Ich finde das einfach übertrieben krass. Ich bin ein erfahrener, erwachsener Mann. Ich habe da draußen fünf Kinder und ich möchte einfach bei meiner Familie sein”, sagte er damals. Der erhoffte Promieffekt blieb somit aus.
Die Macher scheinen trotzdem zufrieden zu sein. “Ich bin glücklich, dass wir diese Normalo-Staffel gemacht haben, auch wenn sie unter unseren Erwartungen geblieben ist”, erklärte Rainer Laux von der Produktionsfirma Endemol Shine Germany gegenüber “DWDL.de”. Und Sat.1-Chef Kaspar Pflüger sagte dem Medienmagazin: “Wir haben in der schwersten Zeit und unter den ungewöhnlichsten Bedingungen ‘Big Brother’ 100 Tage lang produziert. Es kamen Herausforderungen auf uns zu, mit denen wir niemals gerechnet haben und ich bin unfassbar stolz auf mein Team, wie sie diese gemeistert haben. Es war definitiv emotional die intensivste Staffel!”
Dennoch dürfte die Zukunft von “Big Brother” ungewiss sein. Deutlich mehr Medienecho generierte Sat.1 etwa mit der Reality-TV-Show “Promis unter Palmen”, die von Ende März bis Ende April ausgestrahlt wurde. Auch wenn diese von Mobbingvorwürfen überschattet wurde. Eine zweite Staffel ist für 2021 bestätigt. Eine “Promi Big Brother”-Staffel ist für Sommer 2020 ebenfalls angekündigt. Das Zeitalter der Normalos bei “Big Brother” könnte also zu Ende sein. Möchtegern-Promis, die sich gekonnt vor der Kamera in Szene setzen und polarisieren, ziehen aktuell eben besser.