Am Landgericht Schwerin hat der Prozess gegen einen 32 Jahre alten Berufsfeuerwehrmann begonnen, der Mitte Oktober 2022 eine Flüchtlingsunterkunft in Groß Strömkendorf bei Wismar in Mecklenburg-Vorpommern angezündet haben soll. Die Staatsanwaltschaft warf ihm am Mittwoch zu Beginn der Verhandlung schwere Brandstiftung vor. Zudem ist er wegen Brandstiftung in sechs weiteren Fällen angeklagt.
Die 14 Bewohner und drei Betreuer des reetgedeckten Hauses in Groß Strömkendorf konnten sich damals unverletzt ins Freie retten. Das alte Gebäude, das Platz für insgesamt 140 Flüchtlinge bot, brannte jedoch bis auf die Grundmauern nieder. Den Sachschaden bezifferte die Staatsanwaltschaft auf 8,7 Millionen Euro. Hinzu kämen die Habseligkeiten, welche die Flüchtlinge aus ihrer Heimat mit nach Deutschland hätten retten können.
Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte seit Mai 2022 in der Region auch in drei kleinen Wäldern Feuer gelegt sowie einen Carport und eine Strohmiete angezündet haben. Neun Tage vor dem Brand in Groß Strömkendorf soll er zudem ein Reetdachhaus in Brand gesteckt haben, das vorübergehend unbewohnt war. Laut Anklage betrug der Schaden 500.000 Euro.
Als ehrenamtliches Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr soll sich der Angeklagte jeweils an den Löscharbeiten beteiligt haben. Der Feuerwehrmann wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Er berichtete allerdings, dass ein Großteil seines Lebens seit langer Zeit von seiner Mitgliedschaft in einer freiwilligen Feuerwehr geprägt sei, der er schon als Jugendlicher beigetreten sei.
Er habe zahlreiche Aus- und Fortbildungen absolviert und sei selbst als Ausbilder tätig gewesen. Als er nach einem Unfall nicht mehr als Holzfacharbeiter in seinem gelernten Beruf arbeiten konnte, habe er 2017 bei der Betriebsfeuerwehr auf der Werft in Wismar angefangen.
Da die Ermittler zunächst eine rechtsgerichtete politische Motivation für möglich gehalten hatten, löste der Brand in Groß Strömkendorf bundesweit Empörung und eine politische Diskussion über den Umgang mit Flüchtlingen aus. Unter anderem reiste Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an den Brandort. Mittlerweile schloss die Staatsanwaltschaft einen politischen Hintergrund für die Tat aus.
Die Ermittler hatten nach dem Brand in Groß Strömkendorf zahlreiche kleinere Brände in der Region noch einmal intensiv unter die Lupe genommen und 120 Zeugen gefragt. Dabei stießen sie auf widersprüchliche Aussagen. Mitte November 2022 nahmen sie den Berufsfeuerwehrmann fest. Der Prozess wird am 22. Mai fortgesetzt. Mit einem Urteil wird Ende Juni gerechnet.
ftx/cfm