In Griechenland hat die Feuerwehr am fünften Tag in Folge hart gegen eine Reihe von Großbränden angekämpft. Besonders schwierig war die Lage am Mittwoch in der Nähe der Hauptstadt Athen sowie in der Region um die Hafenstadt Alexandroupoli an der Grenze zur Türkei. "In 32 Dienstjahren habe ich solche extremen Bedingungen noch nie erlebt", sagte Feuerwehrchef Giorgos Pournaras.
Seit Beginn der zweiten Welle von Waldbränden binnen weniger Wochen seien bereits 350 größere Feuer ausgebrochen, davon allein 200 in den vergangenen 48 Stunden, sagte Katastrophenschutzminister Vassilis Kikilias vor Journalisten.
Viele der Brandherde liegen nördlich und nordwestlich von Athen, darunter im Parnitha-Gebirge. Dort wurden am Vormittag für mehrere Orte Evakuierungen angeordnet. Davon betroffen waren auch drei Altenheime sowie eine Hafteinrichtung für Migranten in Amygdaleza.
Der Himmel über der griechischen Hauptstadt war am Mittwoch in dichten, schwarzen Rauch gehüllt. Im Athener Vorort Fyli wurden bereits Gebäude durch das Feuer zerstört.
Auch im nahegelegenen Bezirk Menidi wurden Häuser durch die Flammen zerstört. "Viele Menschen wollen ihre Häuser nicht verlassen", sagte Nikos Kountromichalis, ein Helfer des griechischen Roten Kreuzes, dem Fernsehsender ERT. "Wir haben einige ältere Menschen gefunden, die in ihrem eigenen Garten ohnmächtig geworden waren." Sein Team habe mehrere Bewohner wegen Verbrennungen und Atemproblemen behandelt.
Weitere Großbrände wüteten auf den Inseln Euböa und Kythnos, im Bezirk Böotien in Mittelgriechenland sowie im Westen des Landes. Das am Dienstag ausgebrochene Feuer auf der Insel Samothraki konnte über Nacht unter Kontrolle gebracht werden, auf der Insel gab es jedoch weiterhin keinen Strom.
In den Onlinenetzwerken verbreiteten sich derweil unbelegte Gerüchte und Anschuldigungen, Migranten seien für den Ausbruch der Brände verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft des Obersten Gerichtshofes Griechenlands wies am Mittwoch örtliche Beamte an, sowohl die Ursachen der Brandkatastrophe als auch mutmaßlich rassistisch motivierte Vorwürfe gegen Migranten zu untersuchen.
19 mutmaßliche Migranten kamen bei den Waldbränden nahe der türkischen Grenze nördlich von Alexandroupoli ums Leben. Die Opfer, darunter zwei Kinder, waren dort in den vergangenen zwei Tagen tot aufgefunden worden. Grenzbeamte und Polizisten befürchten, dass weitere Migranten bei den Bränden in der Gegend um den Nationalpark von Dadia getötet wurden. Die Gefahrenzone liege demnach auf einer Migrationsroute.
Griechenland wird derzeit von der zweiten Welle von Waldbränden binnen eines Monats heimgesucht. Starke Winde machen der Feuerwehr neben Hitze und Trockenheit schwer zu schaffen. In nur drei Tagen vom 19. bis 21. August wurden nach Angaben des Nationalen Observatoriums in Athen bereits mehr als 40.000 Hektar Land vom Feuer zerstört.
Meteorologen sagten weiterhin heißes und trockenes Wetter bis Freitag voraus, so dass die Brandgefahr mindestens bis Ende der Woche anhalten werde.
aka/ans/dja