Interview bei Preisverleihung
Fernanda Brandao (36, “Ginga”) weiß, was es bedeutet, in einem fremden Land neu anfangen zu müssen. Sie hat “eine klassische Migranten-Biografie”, wie sie im Rahmen der Deichmann-Förderpreisverleihung am 14. November in Düsseldorf erzählte. Mit neun Jahren kam die gebürtige Brasilianerin nach Deutschland. Dass ihre neue Heimat sie damals “mit offenen Armen empfangen” habe, habe für sie vieles einfacher gemacht. Diese Herzlichkeit und Unterstützung möchte die 36-Jährige nun weitergeben.
“Für mich ist es eine große Freude, Menschen zu unterstützen, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzen und in der sozialen Arbeit tätig sind”, sagte Brandao. Und genau dafür steht der Deichmann Förderpreis für Integration, dessen Schirmherrin die Entertainerin ist. Seit 2004 werden jährlich Initiativen, Schulen und Unternehmen ausgezeichnet, die sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmern und sich für verbesserte Zukunftschancen und Chancengleichheit stark machen.
Heinrich Deichmann (56), Vorsitzender des Verwaltungsrates der Deichmann SE und Initiator des Deichmann Förderpreises für Integration erklärte: “Auch heute noch gibt es Jugendliche, die aufgrund von körperlicher oder seelischer Behinderung, ihrem Migrationshintergrund oder Sprachschwierigkeiten Mühe haben, Anschluss an das Berufsleben zu finden.”
Zehn Initiativen werden mit insgesamt 100.000 Euro durch den Preis gefördert. Zu den diesjährigen Gewinnern gehört unter anderem die Stiftung Jona, die sich um Kinder und Jugendliche kümmert, die ohne Eltern nach Deutschland geflohen sind. Diese private Initiative eines Ehepaares “aus eigenem Antrieb” habe ihn “sehr, sehr beeindruckt”, so Deichmann. Und Brandao will diesen und anderen Kindern in einer ähnlichen Position Mut machen – “Mut, ihre Träume nicht aufzugeben”. Ihr eigener Traum sei in Deutschland schließlich auch Wirklichkeit geworden, sagt sie. Allerdings seien ihr die Jobs und Engagements, die sie dort hinbrachten, wo sie heute steht, keinesfalls zugeflogen. Es lohne sich, “hart zu arbeiten”.
Was die 36-Jährige damit meint? Als sie wusste, sie würde ihr Leben fortan in Deutschland verbringen, habe sie bereits “in Brasilien angefangen, auf Deutsch zu zählen”. Ihr Ziel: “Ich wollte unbedingt klingen wie eine Deutsche.” Rückblickend könne sie sagen, dass ihr das nach zwei Jahren Aufenthalt auch immer mehr gelungen sei – nicht zuletzt aufgrund ihrer “aufgeschlossenen und kontaktfreudigen” sowie durchaus “quirligen brasilianischen Art”.
Ihre Art hilft Brandao, immer wieder neue, vor allem soziale Projekte anzustoßen – “auch wenn ich mein Management damit verrückt mache”, lacht sie. Für 2020 plane sie weitere Hilfsaktionen in ihrem Heimatland Brasilien, will mit dem Geld einer Spendengala Brunnen in indigenen Dörfern bauen und die zahnärztliche Versorgung vor Ort weiter ausbauen. Auch privat dürfte das kommende Jahr spannend werden: Über den Mann an ihrer Seite will Brandao zwar nichts verraten, aber zumindest hegten beide einen Kinderwunsch. Von einer Hochzeit möchte sie jedoch noch nichts wissen: “Bevor wir in Weiß zum Altar schreiten, kaufen wir uns lieber einen Bus und machen eine Weltreise. Das passt besser zu uns.”
(cos/spot)