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Fed legt nach zehn Erhöhungen Pause bei Leitzinsanhebungen ein

Die US-Notenbank Fed legt nach zehn Leitzinserhöhungen in Folge eine Pause bei der Verschärfung ihrer Geldpolitik ein. Die Federal Reserve ließ den Leitzins am Mittwoch erstmals seit Beginn der Erhöhungen im März 2022 unverändert und hielt an der derzeitigen Zinsspanne von zwischen 5,0 und 5,25 Prozent fest. Zugleich stellte sie im Kampf gegen die hohe Inflation künftige Leitzinserhöhungen in Aussicht. Die Wall Street reagierte zunächst mit Kursverlusten.

"Die Zinsspanne bei dieser Sitzung konstant zu halten erlaubt es dem Ausschuss, zusätzliche Informationen und deren Auswirkungen auf die Geldpolitik zu beurteilen", erklärte der für die Geldpolitik zuständige Offenmarktausschuss der Fed. Zugleich stellte das Gremium klar, dass es zu einem späteren Zeitpunkt seine Geldpolitik weiter "anziehen" könnte. 

Fed-Chef Jerome Powell sagte bei einer Pressekonferenz, fast alle Verantwortlichen der Notenbank seien für weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr. Diese seien "wahrscheinlich". Die nächste Leitzinsentscheidung der Fed steht Ende Juli an.

Analysten hatten damit gerechnet, dass die Notenbank den Leitzins unverändert lässt. Die Fed hatte den Leitzins seit März 2022 zehn Mal hintereinander um insgesamt fünf Prozentpunkte angehoben. Die letzte Erhöhung von 0,25 Prozentpunkten erfolgte Anfang Mai. Die US-Notenbank versucht mit ihrer Geldpolitik, die Inflation in den Griff zu bekommen, die im Zuge der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine massiv zugelegt hatte.

Inzwischen ist die Inflation, die im Juni 2022 ein 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent erreicht hatte, wieder spürbar zurückgegangen. Die Inflationsrate sank im Mai auf 4,0 Prozent und damit den niedrigsten Wert seit mehr als zwei Jahren. Das liegt aber immer noch deutlich über der Fed-Zielmarke von zwei Prozent.

Es gab deswegen auch Forderungen, die Leitzinserhöhungen fortzusetzen. "Wir sollten uns von ein paar Monaten positiver Daten nichts vormachen lassen", sagte etwa kürzlich der Präsident der Fed-Zweigstelle in Minneapolis, Neel Kashkari. "Wir liegen immer noch deutlich über unserem Zwei-Prozent-Inflationsziel, und wir müssen die Arbeit zu Ende bringen."

Die jetzt beschlossene Pause bei den Leitzinserhöhungen gibt der Fed mehr Zeit, die Auswirkungen ihrer Maßnahmen auf die Wirtschaft zu beobachten - zumal die Effekte von Zinserhöhungen erst mit Verspätung sichtbar werden. Einige Analysten hatten angesichts einer sich abschwächenden Konjunktur befürchtet, dass die Fed es mit ihrer Geldpolitik zu weit treiben und die Wirtschaft abwürgen könnte.

So gibt es Befürchtungen vor einer leichten Rezession der größten Volkswirtschaft der Welt. Außerdem sorgte die Bankenkrise der vergangenen Monate mit der Pleite mehrerer Regionalbanken für großes Unbehagen. Der Arbeitsmarkt hat sich aber als äußerst robust erwiesen.

Die Fed hob am Mittwoch außerdem ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr an. Die Notenbank rechnet für 2023 jetzt mit einem Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent. Im März hatte die Fed noch eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 Prozent erwartet.

Nach der Verkündung der Fed-Entscheidung gaben die Aktienkurse teils deutlich nach. Der Aktienindex Dow Jones gab zwischenzeitlich um rund ein Prozent nach, auch der Technologie-Index Nasdaq rutschte ins Minus.

Die Europäische Zentralbank (EZB) berät am Donnerstag in Frankfurt am Main in ihrer Ratssitzung über Maßnahmen gegen die weiterhin hohe Inflation. Beobachter rechnen mit einer weiteren Erhöhung der Leitzinsen, vermutlich um 0,25 Prozentpunkte.

fs/oer