Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala zeichnet sich ein Sieg des favorisierten Sozialdemokraten Bernardo Arévalo ab. Nach Auszählung von 71 Prozent der Stimmen kommt der 64-Jährige auf gut 59 Prozent, wie das Oberste Wahlgericht (TSE) am Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte. Seine Rivalin Sandra Torres, die ebenfalls den Sozialdemokraten angehört, holte demnach rund 36 Prozent der Stimmen.
Nach Angaben des Wahlgerichts wurden am Sonntag “keine nennenswerten Zwischenfälle” gemeldet. Es sei eine “historische Wahlbeteiligung” verzeichnet worden, erklärte das TSE, ohne weitere Details zu nennen.
Die Stichwahl war in dem unter Armut, Korruption und Gewalt leidenden Land nötig geworden, nachdem Arévalo bei der ersten Wahlrunde am 25. Juni überraschend Platz zwei hinter Torres belegt hatte. Der 64-Jährige ist der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes, Juan José Arévalo (1945-1951), und hatte versprochen, das Bildungssystem zu verbessern und die Gewalt und das Elend zu bekämpfen. Laut Umfragen galt er als Favorit für den zweiten Wahlgang.
Torres hatte sich bereits drei Mal vergeblich um das Amt beworben. Die 67-Jährige war früher mit Präsident Álvaro Colom (2008 bis 2012) verheiratet und hatte den Schwerpunkt im Wahlkampf auf die Themen Gewaltverbrechen und Armut gelegt.
Bei der Stichwahl wurde über die Nachfolge des rechtsgerichteten Präsidenten Alejandro Giammattei entschieden, der Mitte Januar aus dem Amt scheidet. Damit endet die seit zwölf Jahren währende Herrschaft des rechten politischen Lagers in dem zentralamerikanischen Land.
Tausende Guatemalteken wandern aufgrund von Armut und Gewalt jährlich in die USA aus. Die Geldsumme, die sie aus den USA an ihre Familien in Guatemala überweisen, ist im vergangenen Jahr auf 18 Milliarden Dollar gestiegen – damit machen die Rücküberweisungen 19 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Guatemala aus.
bfi