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Faule Birne oder Bullshit? So schmecken die Weine der Stars

Spitzen-Sommelier testet

Wer alles hat und noch mehr – legt sich in der Regel noch ein Weingut zu. Das ist für viele Stars der Gipfel an Lebensqualität und Luxus. Rock-Legende Sting (67) keltert Wein in der Toskana, Regisseur Francis Ford Coppola (80) besitzt ein Weingut in Kalifornien, das einstige Traumpaar Angelina Jolie (44) und Brad Pitt (55) erzeugt Wein in Südfrankreich und Günther Jauch (63) ist im Nebenberuf Winzer an der Saar.

Aber wie schmecken eigentlich die Weine der Stars? Der kanadische Sommelier Justin Leone (36), mehrfach international ausgezeichnet und sechs Jahre lang Chefsommelier im Münchner Zwei-Sterne-Tempel “Tantris”, hat für die “Süddeutsche Zeitung” die Gewächse der Promis bei einer Blindprobe verkostet – und auseinander genommen. Hier Auszüge seiner meist nicht schmeichelhaften Urteile:

“Hier haben wir ein Paradebeispiel für Künstlichkeit… kräftig, bitter, fruchtig, zu alkoholisch und mega extraktreich. Bäng! Ich kriege sofort Kopfweh. Ohne Filigranität, Finesse und Tiefe, ohne vernünftige Struktur… Dieser Pinot Noir schmeckt wie ein ganz mieser Primitivo.”

“Geschmacklich ist er eher schlicht. Leicht gummibärenmäßig, der Knack fehlt, die Mineralität, vor allem für einen provenzialischen Rosé. Ein guter Saufwein… 17 Euro sind etwas frech.”

“Sehr künstlich! Ein Bullshit-Wein, der Eleganz verspricht und dann grob wird. Den verkauft Sting? Echt? Ich habe ihn mal bedient, er ist nett, aber er sagte, er trinke nie Alkohol.”

“Der ist nichts Besonderes, aber am Gaumen kriegt er so gerade die Kurve: rau, ledrig, etwas bissig. Wie wilde Wiese.”

“Die Nase ist nicht großartig, aber interessant: goldener Apfel, Birne, unreife Aprikose und – ein Pluspunkt: null künstlich. Am Gaumen ist der Wein supersolide. Nicht beeindruckend, aber okay… Good Job, Günther! Jedenfalls für den Preis.”

“Keine Säure, zu flach, schlecht definiert. Für Muscat ginge das, als Riesling ist er verfehlt. Nebenbei: Die Flasche ist die hässlichste, die ich je gesehen habe.”

“Pappsüß! Keine Säure, keine Struktur, keine Balance… Ein Fabrikwein… Ein ähnliches Ergebnis kriegt man für 1,89 Euro beim Discounter… Gérard Depardieu gilt als Gourmet, von dem hätte ich mehr erwartet als schick verkorkten Melonensaft.”

“Knackig, spritzig, jung, mit breitem Aromeneintopf: nicht so anspruchsvoller grüner Apfel, Birne, etwas weißer Pfirsich, Kräuter, Vanille. Im Mund hat er Cremigkeit und Struktur… Ein guter Terrassenwein… Das ist mein Testsieger. Vor allem wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses.”

“Dieser Weißwein riecht schlimm synthetisch, die Nase hat Noten von Gummi und Parkettpflegemittel mit Fichtennadelaroma…Der Wein schmeckt, als würde man versuchen, eine faule Birne durch einen Gummischlauch zu saugen. Das ist ein Riesling von Sofia Coppola? Schmeckt null nach Riesling. Der Wein ist gnadenlos oberflächlich… Der Tiefpunkt der Verkostung.”

(ln/spot)

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