Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci ist verärgert über einen Werbespot des Wahlkampfteams von US-Präsident Donald Trump. Der Regierungsberater erhob am Sonntag den Vorwurf, in dem Clip in irreführender Weise zum Kampf gegen die Corona-Pandemie zitiert zu werden. In den fast fünf Jahrzehnten seines Dienstes an der Allgemeinheit habe er noch nie einen politischen Kandidaten "öffentlich unterstützt", erklärte der 79-Jährige.
Der 30 Sekunden lange Spot enthält eine Aufnahme von Fauci, in der dieser sagt, er könne sich nicht vorstellen, dass "jemand mehr tun könnte". Im Kontext des Werbespots erweckt dies den Eindruck, als würde sich der Mediziner mit seiner Aussage auf Trump beziehen.
Aus dem vollständigen Zitat geht jedoch eindeutig hervor, dass dies nicht der Fall ist. Es lautet: "Ich befinde mich praktisch jeden Tag bei der Taskforce im Weißen Haus. Es ist jeder einzelne Tag. Also kann ich mir nicht vorstellen, dass unter irgendwelchen Umständen jemand mehr tun könnte."
Fauci zeigte sich nun verärgert, dass seine Aussagen ohne seine Genehmigung von Trumps Kampagnenteam verwendet sowie "aus dem Kontext" gerissen worden seien. Diese mehrere Monate alten Kommentare hätten sich auf die Anstrengungen von Mitarbeitern des öffentlichen Gesundheitswesens bezogen.
Trump wies die Kritik seines Beraters an dem Spot zurück. Es handle sich "in der Tat um Dr. Faucis eigene Worte", schrieb der Präsident im Internetdienst Twitter. Seine Regierung habe einen "phänomenalen Job" im Kampf gegen die Pandemie geleistet, wie die Gouverneure mehrerer US-Bundesstaaten bestätigten, fügte Trump hinzu.
Fauci und der Präsident haben in den vergangenen Monaten immer wieder über Kreuz gelegen. Der Immunologe hat sich nicht gescheut, irreführende Äußerungen Trumps zu der Pandemie richtigzustellen. Damit zog er sich den Unmut des Präsidenten zu, der die Bedrohung durch das Coronavirus immer wieder kleinzureden versucht hat.
In dem jetzt von Fauci beanstandeten Clip geht es unter anderem um Trumps persönliche Erfahrungen mit dem neuartigen Erreger: "Präsident Trump erholt sich von dem Coronavirus, und ebenso tut dies Amerika", heißt es darin.
Nach der Zwangspause wegen seiner Coronavirus-Erkrankung will Trump in den kommenden Tagen seinen Wahlkampf in wichtigen Bundesstaaten fortsetzen. In den Umfragen zur Wahl am 3. November liegt Trump aktuell landesweit sowie in einer Reihe der als wahlentscheidend geltenden Staaten hinter seinem Herausforderer Joe Biden zurück.
by SAUL LOEB, MANDEL NGAN