Trotz der wirtschaftlichen Not vieler Betriebe in der Corona-Krise ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland auch im Mai im Vorjahresvergleich deutlich gesunken. Die Amtsgerichte meldeten 1504 Insolvenzen und damit 9,9 Prozent weniger als im Mai 2019, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die Statistiker führten die Entwicklung auf die pandemiebedingt weiterhin ausgesetzte Insolvenzantragspflicht zurück.
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es demnach mit 247 Fällen im Handelsbereich. Im Baugewerbe stellten 235 Unternehmen einen Insolvenzantrag. Im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen wurden 168 Insolvenzen angemeldet, im Gastgewerbe 164.
Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, bezifferten die Amtsgerichte die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger auf knapp 3,1 Milliarden Euro - im Vorjahresmonat hatten sie bei rund 2,5 Milliarden Euro gelegen. Wie schon im Vormonat April begründeten die Statistiker den Anstieg damit, dass im Mai dieses Jahres "mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragt hatten als im Mai 2019".
Die vorläufigen Daten der Statistiker für Juli deuten wie in den Vormonaten auf eine deutliche Abnahme an Insolvenzverfahren hin: Im Vergleich zum Juli 2019, dem Monat mit den meisten Regelinsolvenzen im vergangenen Jahr, sank die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren um gut 29 Prozent.
Um den in der Krise in Bedrängnis geratenen Unternehmen Luft zu geben, hatte die Bundesregierung die vorübergehende Aufhebung der Antragspflicht für Unternehmen von März bis September beschlossen. Insolvenzrechtler erwarten dadurch aber lediglich die Verschiebung zahlreicher Insolvenzverfahren. In der großen Koalition wird mittlerweile darüber diskutiert, die Pflichtaussetzung zu verlängern.
by INA FASSBENDER