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Fans enttäuscht über Zuschauerverbot bei Olympischen Spieln in Tokio

Olympische Flamme erreicht Japans Hauptstadt

Die Entscheidung für ein Zuschauerverbot bei den Olympischen Spielen in Tokio hat bei japanischen Sportfans Frust und Resignation ausgelöst. Die Regierung habe es vermieden, die Spiele ganz abzusagen, sei nun aber zu einem schlechten Ergebnis gekommen, kritisierte Natsuko Kamioka, die Olympia-Tickets für sich und ihren Sohn gekauft hatte. "Niemand ist glücklich." Untedessen traf die Olympische Flamme in Tokio ein.

Japans Olympia-Ministerin Tamayo Marukawa hatte das vollständige Zuschauerverbot an den Wettkampforten in Tokio während der in zwei Wochen beginnenden Olympischen Spiele am Donnerstag bekannt gegeben. Die meisten Wettkämpfe werden in der japanischen Hauptstadt ausgetragen, ein paar finden aber außerhalb statt. Ob dort Zuschauer zugelassen werden, wird in Abstimmung mit den dortigen Behörden entschieden.

Leer blieben die Zuschauerränge im Olympischen Stadion in Tokio auch, als Hauptstadt-Gouverneurin Yuriko Koike dort am Freitag die Olympische Flamme entgegennahm. Trotz der Probleme im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen sei die Flamme ein Zeichen der "Hoffnung", sagte Koike.

"Ich glaube, dass sie so lange wie möglich warten wollten - aber in diesem Fall hätten sie früher strengere Maßnahmen erlassen müssen", beklagte Kamioka. Auch im Onlinedienst Twitter brach sich der Ärger über die Entscheidung der Regierung Bahn. "Olympia ohne Zuschauer bedeutet Olympia für Aristokraten", schrieb ein Nutzer.

Ein anderer kritisierte: "Es gab keine Notwendigkeit, das Nationalstadion umzubauen." Der Umbau des Hauptaustragungsortes der Spiele mit seinen 68.000 Sitzplätzen hatte nach Schätzungen umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro gekostet. Zur Eröffnung der Spiele am 23. Juli werden nun aber nur offizielle Vertreter und Würdenträger zugelassen.

Verständnisvoller zeigte sich Kyoko Ishikawa, die in den vergangenen 30 Jahren keine Olympischen Sommerspiele verpasst hat. Sie habe bereits mit der Entscheidung der Regierung gerechnet. "Es ist nicht wirklich überraschend und ich nehme es mir nicht zu Herzen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Sie hoffe aber darauf, bei den Paralympischen Spielen zuschauen zu können. Diese beginnen am 24. August; ob das Zuschauerverbot in Tokio auch dann noch aufrechterhalten wird, wollen die Behörden nach dem Ende der Olympischen Spiele entscheiden.

Kommentatoren in den großen japanischen Zeitungen zeigten sich derweil skeptisch, ob das Zuschauerverbot als Corona-Eindämmungsmaßnahme ausreichen werde. Die Zeitung "Nikkei Shimbun" schrieb, selbst ohne Zuschauer könne sich das Virus während der Olympischen Spiele weiter ausbreiten. So würden auch ohne Zuschauer zehntausende Besucher im Zusammenhang mit den Spielen in Japan erwartet - die Athleten nicht eingerechnet.

by Von Kyoko HASEGAWA und Katie FORSTER