Droht den Russen ein Rückschlag auf der Krim? Seit 17 Monaten tobt Russlands Krieg gegen die Ukraine, und obwohl auf der seit 2014 annektierten Krim keine Bodenkämpfe stattfinden, verschlechtert sich die Situation für die russischen Besatzer und die Zivilbevölkerung dort zunehmend. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Ukraine die Krim von den russischen Versorgungsrouten abschneidet. Nun ging die nächste Krim-Brücke in Flammen auf, Putin wirkt zunehmend verzweifelt!
Angriffe auf die Krim-Brücken im Norden und Osten der Halbinsel waren im ersten Kriegsjahr noch die Ausnahme, aber nun werden sie zur Regel. Erst am Wochenende wurden die Krim-Brücken bei Tschonhar und Henitschesk vom ukrainischen Militär mit westlichen Marschflugkörpern gesprengt, die die Verbindung zum russisch besetzten ukrainischen Festland darstellten. Zuvor war bereits die Eisenbahnverbindung in Richtung Norden zerstört worden, sodass es derzeit nur noch eine einzige Brücke in Richtung Festland-Ukraine gibt, nämlich bei Armjansk im äußersten Nordwesten der Halbinsel. Das bedeutet, dass Russland seine Invasionsarmee im Süden der Ukraine über die Krim versorgen muss, indem die Lastwagen und Panzer einen 150 Kilometer längeren und gefährlicheren Weg zurücklegen.
Das ist jedoch noch nicht das größte Problem für den Kreml. Die Versorgung der Invasionstruppen sowie ukrainischer Zivilisten und russischer Siedler auf der Krim ist ebenfalls akut gefährdet. Der Grund dafür liegt darin, dass Mitte Juli die Ukraine die völkerrechtswidrig errichtete Krim-Brücke nach Festland-Russland zum zweiten Mal attackierte, einen Teil der Autobahn zerstörte und dadurch erhebliche Probleme bei der Lkw-Versorgung der russisch besetzten Halbinsel verursachte. Seitdem spielen Fähren zwischen der Krim und Russland wieder eine wichtige Rolle. Allerdings ist der Fährverkehr nach einem ukrainischen Seedrohnen-Angriff auf einen russischen Tanker in der Straße von Kertsch Ende letzter Woche nun extrem eingeschränkt. All das zeigt, dass die Ukraine die Krim isolieren will, während die Halbinsel ihrerseits von der Versorgung abgeschnitten wird. Wenn dies gelingt, hätte dies immensen Schaden für die kriegstreibende Führung in Moskau zur Folge. Denn auf der Krim leben nicht nur knapp zwei Millionen völkerrechtliche ukrainische Staatsbürger, sondern auch gut eine halbe Million russische Siedler, die nach der Annexion im Jahr 2014 angesiedelt wurden oder eigenständig in den besetzten Teil der Südukraine zogen.
Wenn der Nachschub auf die Krim weiterhin durch ukrainische Angriffe reduziert wird, drohen Versorgungsengpässe, die wiederum zur Abwanderung und Unruhen gegen die russischen Besatzer führen könnten. Bereits jetzt wird das Wasser in einigen Orten der Krim rationiert, es gibt teilweise leere Regale in den Supermärkten, und ersten Tankstellen geht der Treibstoff aus. Schneidet die Ukraine die Krim komplett vom russischen Nachschub ab, wären Russlands Militär und die von Russland kontrollierten Einwohner existenziellen Problemen ausgesetzt.