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Experten warnen vor unkontrolliertem Anstieg der Corona-Fallzahlen in Frankreich

Beratergremium: Lage kann "jederzeit kippen" - Maskenpflicht in Paris wird verschärft

In Frankreich haben Experten vor einem erneuten unkontrollierten Anstieg der Corona-Fallzahlen gewarnt. Die Lage könne "jederzeit kippen", erklärte der Wissenschaftsrat, ein Beratergremium der französischen Regierung, in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme. Die Situation sei zwar derzeit "unter Kontrolle, aber fragil". Präsident Emmanuel Macron rief die Bevölkerung zur Einhaltung der Corona-Regeln auf. Toulouse und Paris kündigten eine Verschärfung der Maskenpflicht an.

In seiner Stellungnahme an die Regierung unterstrich das Expertengremium die Bedeutung von Abstands- und Hygieneregeln. "Die Bürger haben die kurzfristige Entwicklung der Epidemie zu großen Teilen selbst in der Hand", erklärten sie. Langfristig sei eine zweite Welle im Herbst oder Winter "sehr wahrscheinlich". Um dies zu verhindern, empfahl der Rat den Behörden, insbesondere für die Großstädte Präventionspläne zu erstellen und die Corona-Tests zu beschleunigen.

Macron rief die Menschen auf, "wachsam" zu bleiben. Es sei wichtig, die Regeln wie etwa das Tragen von Mund-Nasen-Schutz sowie regelmäßiges Desinfizieren und gründliches Händewaschen einzuhalten. Premierminister Jean Castex forderte die Bevölkerung auf, im Kampf gegen das Virus "nicht nachzulassen", um einen erneuten Lockdown zu verhindern.

Die Behörden der südfranzösischen Stadt Toulouse kündigten eine Verschärfung der Maskenpflicht an. Ab Mittwoch muss demnach in allen Vierteln der viertgrößten Stadt des Landes, in denen das "Einhalten von Abstandsregeln schlecht möglich" sei, Mundschutz getragen werden.

Eine ähnliche Maskenpflicht wollen auch die Pariser Behörden für alle stark besuchten Plätze in der Hauptstadt einführen. Das kündigte die Polizei am Dienstag an, ohne jedoch ein genaues Datum und die betroffenen Bereiche zu nennen. In den Städten Nizza und Lille gilt bereits seit Montag eine Maskenpflicht im Freien.

Seit dem Ende der strengen Ausgangsbeschränkungen in Frankreich vor drei Monaten sind die Corona-Fallzahlen wieder angestiegen. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde wurden Ende Juli im Schnitt rund 1000 Neuinfektionen pro Tag gemeldet. Auch die Zahl der Corona-Intensivpatienten stieg demnach erstmals seit April wieder an. Mit knapp 30.300 Corona-Toten zählt Frankreich zu den am schwersten von der Pandemie betroffenen Ländern in Europa.

by DENIS CHARLET